„Das blaue Kleid war eine Katastrophe“

■ Fast exklusiv: Neben Birgit Schrowange (RTL) und Christoph Scheuring („Bild“) war eine taz-Autorin die einzige, die in New York mit Monica Lewinsky sprach

taz: Frau Lewinsky, überall redet man von Ihrem Imagewandel. Selbst einige republikanische Ankläger haben sich inzwischen positiv über Sie geäußert.

Monica Lewinsky: Das ist korrekt. Zum Beispiel weiß ich, daß ich in einem Kostüm einfach ernster genommen werde. Diese kleinen Hütchen sind wirklich passé.

Birgit Schrowange nannte Sie...

Wer?

Die Kollegin, die Sie fürs deutsche TV interviewte, nannte Sie „souverän und intelligent“. Hätte es Ihnen damals nicht auffallen müssen, daß Linda Tripp Ihr Gespräch auf Band aufnahm?

Na ja, einmal gab es so ein Klackern. Aber Linda hatte öfters so Probleme mit ihrer Zahnprothese. Behauptete sie jedenfalls. Und sie hatte einen unmöglichen Hosenrock an. Schon deshalb hätte ich Verdacht schöpfen müssen. Ich hatte mehrere Tassen [Kaffee, d.Red.] intus. Buddy [der Hund des Präsidenten, d.Red.] hatte mich am Morgen angesprungen. Lauter solche Sachen. Ich mußte einfach mit jemandem reden.

Sie sagten, Sie würden Linda Tripp am liebsten umbringen.

Das ist korrekt. Natürlich habe ich das so gesagt, weil ich unglaublich wütend war. Wenn ich daran denke, wie sie mir Kleidertips gab. Das blaue Kleid zum Beispiel...

Das Cocktailkleid, das Sie so lange aufgewahrt haben...

...war eine Katastrophe. Oh, mein Gott. Auf Lindas Anraten hatte ich mir Size 14 [entspricht Größe 44, d.Red] geholt, dabei hätte 12 genügt. Peinlich!

Sind Sie froh über den Ausgang des Impeachment-Verfahrens?

...mein einziger Trost war, daß Linda zur schlechtgekleidetsten Frau des Jahres gewählt wurde.

Ist Ihr Übergewicht noch ein Thema für Sie?

Jetzt, im nachhinein, ich meine, wow... Der Präsident war so begeisterungsfähig. Er hatte eine so reizende, verspielte Art, mir seine Zuneigung zu zeigen. Er nannte mich immer „Donuts“. Es war unser Codewort [sie zuckt mit den Schultern, d.Red]. Um so verletzender, daß er dann meinen richtigen Namen nicht mehr kannte.

Immer wieder erwähnen Sie im Zusammenhang mit der Clinton- Affäre Ihren Vater. War es nun der klassische Elektra-Komplex?

Was heißt klassisch? Mein Vater war Handwerker. Ich wollte immer so sein wie er. Schon als kleines Mädchen sah ich zu ihm auf. Als ich gerade meinen College- Abschluß hatte und bei meinen Eltern Bewerbungen schrieb, da kam er rauf in mein altes Zimmer, setzte sich neben mich aufs Bett, tätschelte mir den Oberschenkel...

Also, Sie müssen jetzt nicht...

...und sagte liebevoll: „Hör zu, Pumpkin [Kürbis, d. Red.], ich will dir die Enttäuschung ersparen...“ Aber ich habe den Brief ans Weiße Haus losgeschickt. Ja, und daß sich sein Kürbis in eine goldene Kutsche verwandelt, damit hätte er wohl als letzter gerechnet.

Monica, wenn am nächsten Sonntag Wahlen wären – wem würden Sie Ihre Stimme geben?

Dem Präsidenten natürlich. Frage-und-Antwortspiel:

Monie Schmalz