Der Knopf des Jacuzzi

■ Das Permadüsenproblem:Ein Lösungsvorschlag aus dem Ausland

Es ist herrlich! Und angenehm warm. Im Jacuzzi läßt sich‘s aushalten. Weg vom naßkalten Winter und weg vom rot-grünen Elend. Vier Leute passen in das kleine Becken, bei sechs wird‘s schon ein bißchen kuschelig. Aber die Berührungsangst ist schnell vergessen: Wenn die Turbodüsen anfangen und das hinterhältige Wasser-Luft-Gemisch mit ungeheurer Wucht von unten und von der Seite auf die Badenden knallt, dann sind alle froh, sich wenigstens am Nachbarn festhalten zu können.

Der Jacuzzi des Hotels Oasis Paraiso gehört zu den besten in der Gegend, ja von ganz Teneriffa. Man kann ihn auch ohne Turbo genießen. Am besten in der Frühe, vor zwölf, vor dem Frühstück, wenn der Garten noch fast leer ist und höchstens ein rüstiger Rentner im benachbarten Pool herumpaddelt. Dann kann man sich reinsuhlen, alle viere von sich strecken und sich ganz seiner Urlaubslektüre widmen. Der Kolumnist Max Goldt teilt mir in einem grünen Taschenbuch mit, daß es Jacuzzi heißt: „Nur Spießer sagen noch Whirlpool dazu.“

Noch bevor ich sinnieren kann, ob das auch stimmt, hat sich die eben noch ganz ruhige Wasseroberfläche in tosendes Geblubber verwandelt: Jemand muß den Knopf gedrückt haben. Die Zigarette kann ich noch retten, das Buch nicht mehr.

Pech gehabt, dabei war es doch nur gut gemeint: Eine vorbeischlendernde Engländerin war offenbar der Meinung, daß ich ruhig mal was für die Durchblutung tun könne. Oder war es der Reiz des einsamen grünen Knopfes, der an einen Pfosten montiert, so völlig unmotiviert mitten im Garten steht?

Ist es nicht ein unwiderstehliches Bedürfnis, einfach draufzudrükken – zumal ein großes Schild noch in vielen Sprachen dazu auffordert? Daß dann der Jacuzzi zu rödeln anfängt, kann ein harmloser Passant nicht wissen.

Vielleicht sind in die Landschaft montierte Knöpfe in der Nähe von Jacuzzis (oder heißt es Jacuzzen?) auch die Lösung des Problems, das Christian Y. Schmidt kürzlich an dieser Stelle schilderte (Wahrheit vom 1. 3.): Würden die Verantwortlichen der Sole-Thermalbäder in Bad Saarow, Bad Salzuflen, Bad Soden und Rappenau ein paar hübsche Knöpfe anschaffen und gut drapiert in der Gegend verteilen, dann käme es nicht zur Verwirrung der Badegäste. Dann müßten die Rückenbrausehämmer nicht mehr alternieren, und auch die Beckengrundblubberer wären nicht mehr computergesteuert. Zur Not könnte man einfach aus dem Wasser klettern und selber draufdrücken.

Im Jacuzzi von Playa Paraiso ist das allerdings nicht nötig: Irgendwer drückt immer, das haben intensive Studien vor Ort eindeutig bewiesen. Es blubbert ständig - eine Zigarettenlänge lang, dann drückt jemand anders. Auch drükken Frauen häufiger als Männer; die Ursachen dafür sind jedoch noch nicht von der Sozialforschung erfaßt. Und natürlich kommt nicht einfach jemand vorbei, drückt wortlos und geht dann wieder. Oft ergeben sich angeregte Unterhaltungen am Beckenrand oder die/der Drückende steigt gleich mit in den Jacuzzi. Das ist besser und wesentlich angenehmer, als abends in der Hotelbar von fremden Leuten angequatscht zu werden oder selber anzuquatschen. Und vor allem billiger. Auch findet unter den Badegästen gelegentlich ein nettes Ratespielchen statt: Was ist das für ein Mensch der den nächsten Blubber-durchgang startet? Ist es ein alter, elefantöser Griesgram –, oder ist die nette junge Dame da drüben, die mit dem irren Bikini?

Der Verlierer spendiert die nächste Runde Drinks. Dieter Grönling