Verfechter einer friedlichen Lösung der Kurdenfrage

■ Der kurdische Anwalt und Publizist Ahmet Zeki Okçuoglu ist fest entschlossen, den Führer der PKK, Abdullah Öcalan, zu verteidigen. Dafür wird der 50jährige jetzt mit dem Tod bedroht

Istanbul (taz) – Er hat nie mit der PKK sympathisiert, im Gegenteil. Dafür stand sein Name manchmal auf den Todeslisten Öcalans. Weil er nun den PKK- Chef verteidigen will, wird er in Anrufen mit dem Tode bedroht. Den fünfzigjährigen kurdischen Rechtsanwalt Ahmet Zeki Okçuoglu verbinden mit seinem Mandanten Abdullah Öcalan Herkunft, Alter und sein Engagement für die kurdischen Rechte in der Türkei. Das ist auch alles.

Im Gegensatz zum armen Bauernsohn Öcalan, der sich in den 70er Jahren für den bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat entschied, blieb Okcuoglu stets ein kurdischer Intellektueller des Mittelstandes, der für eine friedliche Lösung plädierte. 1967 begann er ein Studium an der Juristischen Fakultät Istanbul und schloß sich dort den linksnationalistischen kurdischen Kreisen an. Nach zwei Jahren gehörte er zu den Gründern der ersten legalen kurdischen Organisation der Türkei, der „Revolutionären Östlichen Kulturvereine“ (DDKO), die für den Aufbau einer kurdischen Identität arbeiteten. Okçuoglu fuhr dann in den Nordirak und sympathisierte dort mit der illegalen T-KDP, die eine Autonomie für die Kurden in der Türkei anstrebte. Zurück in Istanbul wurde er verhaftet und 1974 nach zwei Jahren freigelassen. Okçuoglu wollte eine „lokale demokratische kurdische Bewegung“ aufbauen, die den Westen auf ihre Seite zieht und sich mit den Türken an einen Tisch setzt. Bald schwor er dem Marxismus-Leninismus ab und bezeichnete sich als „liberal-demokratisch“. Seitdem arbeitet er als Publizist und Anwalt.

„Die kurdischen Organisationen der Türkei sind anachronistisch“, sagte er 1991, „ihre Ideologie stammt aus dem Kalten Krieg, sie werden absterben.“ Vom bewaffneten Kampf hielt er nichts und war sicher, daß die PKK den Krieg gegen die türkische Armee verlieren würde. Er trat für eine türkisch-kurdische Föderation ein. Für diese Ansichten wurde er 1991 vom Staatssicherheitsgericht wegen „Separatismus“ verurteilt. Okçuoglu wird versuchen, im Öcalan- Prozeß dessen politischen Charakter zu betonen. „Dieser Prozeß ist eine einmalige Chance, über die jüngste Geschichte dieses Landes zu diskutieren“, sagt er. Leyla Batur