Mitläufer gesucht

Parnterwahl mal anders: Hamburgs einzige Laufpartner-Vermittlung besorgt einsamen Alster-JoggerInnen das passende Pendant  ■ Von Judith Weber

Das Blind Date findet an der Alster statt. Er kommt im grauen Anzug, sie im ballonseidenen Zweiteiler. Ein „Hallo“, halb freudig, halb verlegen, eine kurze Vorstellung. Zehn Minuten später haben sich die beiden nichts mehr zu sagen. Sie schwitzt und starrt auf ihre Schuhe, er schnauft verhalten, während er einen Fuß vor den anderen setzt. Ein rundum gelungenes Treffen, ist man sich nach fünfzig Minuten einig: Keiner hat den anderen überholt oder gar zur Schnecke degradiert, und im Gleichschritt ist so eine Runde um die Alster doch viel angenehmer als alleine.

Rund 250 HamburgerInnen haben bereits einen solchen Kennenlern-Lauf hinter sich. Angeödet vom einsamen Sich-Trimmen nach Feierabend haben sie bei der Sportschule „Laufwerk“ angerufen, die Hamburgs einzige Vermittlung für Jogging-PartnerInnen betreibt. Kostenlos. „Wenn ich die Zeit hätte, könnte ich mich von morgens bis abends ans Telefon setzen“, erzählt Organisatorin Verena Johannsen.

Schließlich ist die Partnerwahl keine Sache, mit der man leichtfertig umgehen sollte. Mit jedem Jogger telefoniert sie einige Minuten lang – fragt nach Name, Alter und wie lange der- oder diejenige schon läuft. Dann wird es heikel. „Besonders Frauen darf man nie fragen, wie schnell sie denn sind“, hat Johannsen nach Hunderten von Telefongesprächen gelernt. Die Geschwindigkeit gehört zu den Tabu-Themen der Joggerinnen; „weiß nicht“, lautet meist die Antwort. Also pirscht die Vermittlerin sich ran. „Wie lange brauchst Du denn einmal um die Alster? Oder für fünf Kilometer?“ Solche Fragen sind schon leichter zu beantworten, zumal der zaghaften Schätzung („so 45 Minuten“) meist ein Lob folgt: „Das ist schon mittleres Joggingtempo!“

Wenn die technischen Daten geklärt sind, geht es an die Partnerwahl. Weder zu klein noch zu groß sollte er sein, charmant, intelligent, und auch nach zehn Kilometern keine Schweißflecken unter den Armen haben – Wünsche dieser Art erfüllt die Vermittlung nicht. „Wir sind doch nicht die Sozialstation“, lacht Johannsen und erklärt, daß es nur um eines geht: den Sport. Berücksichtigt werden allenfalls Wohnort und Alter. „Da haben wir beispielsweise die Stefanie“, murmelt Johannsen, während sie in der Kartei wühlt, „oder den Sebastian.“ Schließlich wird der Reporterin eine Frau zugeteilt, die ähnlich langsam ist wie sie – was erst enttäuschend ist, aber immer beruhigender wird, je näher das Blind Date rückt.

Wer eineN LaufpartnerIn sucht, kann sich melden unter 27 80 87 77Tel.: oder ab April im „Laufwerk“-Sportgeschäft in der Alsterdorfer Straße vorbeischauen