Sicherheit und Selbstvertauen

Das Projekt „Polizei und Frauen – gemeinsam gegen Gewalt“ in Schleswig-Holstein arbeitet außerordentlich erfolgreich  ■ Von Kai von Appen

Schleswig-Holsteins Innenminister Ekkehard Wienholtz (SPD) ist stolz auf sein Projekt „Polizei und Frauen – gemeinsam gegen Gewalt“. In den vergangenen drei Jahren haben bereits 1700 Frauen an dem Sicherheits- und Selbstbehauptungstraining der Polizei teilgenommen. In mindestens neun Städten des Nordstaates werden diese kostenlosen Kurse im April erneut beginnen.

„In Hamburg gibt es so etwas nicht“, gesteht Hamburgs Polizeisprecherin Christiane Leven ein, verweist aber auf das Angebot in Turnvereinen und der Volkshochschule. „Dann muß sich die Polizei nicht auch noch darum kümmern.“ Dem entgegnet ihr Kollege Wolf Schmidt aus Kiel: „VHS-Kurse haben wir natürlich auch, die sind aber nicht kostenlos.“ Der Clou an den Kursen in Schleswig-Holstein sei, daß sie von „Beamtinnen und Beamten durchgeführt werden, die im Tagesgeschäft mit Gewalt gegen Frauen zu tun haben“, erläutert der Kieler Polizeisprecher.

Die Trainerteams bestehen im Norden aus erfahrenen BeamtInnen der Schutz- und Kriminalpolizei sowie Selbstverteidigungsausbildern und Sportübungsleitern der Polizei. Zu einem Ausbildungsteams gehören grundsätzlich ein Mann und eine Frau. Ziel der Kurse ist es, die oftmals lähmenden Ängste der Frauen vor Vergewaltigungen oder anderen Gewalttaten abzubauen und mit dem Klischee aufzuräumen, Frauen hätten gegen Gewalt- und Sexualstraftäter in bedrohlichen Situationen keine Chance. Das Gegenteil ist der Fall: Eine Studie der Hannoveraner Kriminalbeamtin Susanne Paul belegt, daß 95 Prozent der Verwaltigungen oder sexuellen Nötigungen verhindert werden können, wenn Frauen Kampfbereitschaft signalisieren oder Widerstand leisten.

„In den Kursen werden in erster Linie Wachsamkeit, die Stimme und der richtige Einsatz des Körpers trainiert“, sagt Thomas Giebeler vom Kieler Innenministerium. Außerdem stehen ausgesuchte Befreiungs- und Abwehrtechniken auf dem Programm. „Die Kurse sollen Frauen Sicherheit und Selbstvertrauen in bedrohlichen Situationen vermitteln.“

Allein in Kiel beginnen im April wieder drei Kurse mit jeweils zehn Doppelstunden. „Wir könnten problemlos noch mehr Kurse füllen“, berichtet Schmidt, „der Bedarf ist riesig.“ Doch leider fehle das Geld. Die BeamtInnen würden zwar die Kurse in ihrer Freizeit absolvieren, dennoch werde natürlich eine kleine Aufwandsentschädigung fällig.

Daß derartige Kurse notwendig sind, zeigen die Statistiken. 1997 registrierte die Polizei in Schleswig-Holstein 224 Vergewaltigungen. 8300 Frauen wurden Opfer von Männergewalt in Form von Körperverletzungen und Nötigungen. In Hamburg wurden 1998 allein im ersten Halbjahr 158 Frauen vergewaltigt, und es kam zu 813 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Weitere Angebote bei der Polizei in Pinneberg, Heide, Rendsburg, Neumümster, Lübeck, Flensburg, Itzehoe und Norderstedt.