Kammerphilharmonie nach Bremen-Grohn?

■ Orchester spekuliert über Umzugspläne / Abschied vom Teerhofprojekt

„Eine Verlagerung der Deutschen Kammerphilharmonie auf den Teerhof ist nicht weiter zu verfolgen.“ Mit dieser lapidaren Bemerkung in einer Vorlage für die Kulturdeputation kegelte das Kulturressort jetzt einen der drei Partner aus dem neuen Teerhofkonzept. Nach diesem, im Sommer letzten Jahres vorgestellten Konzept wollten sich die Kammerphilharmonie, die Shakespeare Company und das Deutsche Tanzfilminstitut in einem Neubau auf der Teerhof-Lücke zusammentun. Doch jetzt sind nur noch zwei von drei Partnern übrig. Die offizielle Begründung für den Kickout der Kammerphilharmonie: Das Waldau-Theater und somit auch die Probenräume des Orchesters werden derzeit für rund vier Millionen Mark umgebaut und müßten wegen dieser Investition auch von den MusikerInnen genutzt werden. Doch lauter werdenden Spekulationen zufolge hat das Wirtschaftsressort ganz andere Pläne mit dem Orchester: Mit dem Aufbau der International University Bremen (IUB) soll es nach Bremen-Grohn umziehen. Der Behördensprecher Jan-Richard Rinnert, dementiert zwar, und auch der IUB-Gründungspräsident, Fritz Schaumann, hat davon noch nichts gehört, doch in der Kammerphilharmonie ist der mögliche Umzug Hauptgesprächsthema.

Als die Ampelkoalition das Orchester 1992 von Frankfurt/Main nach Bremen lotste, guckten die Anwerber aus der Hansestadt die Böhmers-Villa in Bremen-Nord als Residenz aus. Doch der Umbau wäre zu teuer geworden. Das Projekt wurde 1993 zu den Akten gelegt. Mittlerweile hat die Kammerphilharmonie ein Vertriebsnetz und ein Abonnentenbüro in der Bremer Innenstadt aufgebaut. Das Orchester probt wegen des Umbaus ihrer Übungsräume im Waldau-Theater seit einem Jahr mal hier und mal da. Im April sind die Proberäume voraussichtlich fertig. Ungewiß ist jetzt nicht nur die Akustik dieser Räume, sondern die Zukunft des Orchesters. Unter den KammerphilharmonikerInnen sind die Meinungen gespalten. Während sich die „SeniorInnen“ noch daran erinnern können, daß sie sowieso nach Bremen-Nord ziehen sollten, fürchten andere im schwierigen Abonnentengeschäft um die Präsenz in der Innenstadt. „Ein heißes Thema“, so ein Orchestermitglied.

Trotz der Abspeckung arbeiten die Shakespeare Company, das in der Bremer Uni untergebrachte Tanzfilminstitut, das eines der größten Tanzfilmarchive der Welt verwaltet, und die „BreHoch“ unverdrossen am Teerhofprojekt weiter. „Wir erstellen gerade ein Raumbuch für die Ausschreibung“, sagt Company-Sprecherin Renate Heitmann. Noch in diesem Jahr sollen die Ergebnisse des Wettbewerbs vorliegen. Geplant sind demnach ein Theatersaal mit bis zu 500 Plätzen, Studio- und Probebühnen sowie Büros und Lagerräume für das Theater und das Tanzfilminstitut. Geld für das Projekt soll aus dem Verkauf eines Grundstücksteils an einen privaten Investor kommen. Am liebsten sähen die Projektplaner ein Hotel auf dem Teerhof. Doch so oder so: Wenn aus dem Projekt überhaupt etwas wird, hätte es wie bei einem Dominoeffekt zahlreiche Konsequenzen.

Die SchulplanerInnen in der Bildungsbehörde würden sich darüber freuen, wenn die Shakespeare Company aus ihrem ehemaligen Schultrakt am Leibnizplatz auszieht. Der Komplex wird inzwischen wieder voll genutzt. Bei einem Umzug der Company ist vorgesehen, die kleine Sonderschule an der Mainstraße an den Leibnizplatz zu verlegen und das Gebäude zu verkaufen. Die Erwartungen, damit das Teerhofprojekt mitzufinanzieren, durchkreuzt ein Schulplaner: „Wir gehen davon aus, daß das Geld in unser Ressort zurückfließt“, sagt er. „Wenn überhaupt etwas daraus wird.“ ck