Unterm Strich

Was den Briten ihre „Brit Awards“ und den Amis ihr „Grammy“, das soll den Deutschen der „Echo“ sein – so hätte es jedenfalls die deutsche Phonoakademie gerne, die den Musikpreis am Donnerstag abend zum achten Mal vergab. Im Rahmen eine „großen Rock-und Pop-Gala“ natürlich, wie die Agenturen den jährlichen Branchenimbiß nennen. Demnach ist Marius Müller-Westernhagen so etwas wie der deutsche Robbie Williams, denn an ihn ging der „Echo“ für den erfolgreichsten deutschen Künstler in diesem Jahr. Zum Dank gab der Sänger gleich eins seiner Stücke zum besten.

Daß konnte Westernhagens Kollege, der für sein Lebenswerk geehrt wurde, nicht, denn der ist schon seit einer Weile tot. Den „Lebenswerk“-Preis erhielt erwartungsgemäß Falco, der, seit er bei einem Autounfall ums Leben kam, in den Hitlisten nicht mehr zur Ruhe kommt. A bisserl makaber, aber Falco hätte das bestimmt gefallen.

Als beste deutsche Interpreten wurden dagegen lebende Zombies ausgezeichnet: the Artist widely known as „Blümchen“ und Modern Talking, die Heimsuchung des Jahres. Daß die Preise nicht auf mangelndes Angebot, sondern auf den deutschen Durchschnittsgeschmack zurückzuführen sind, zeigen insbesondere die Gewinner der Kategorie International: Eros Ramazzotti, Celine Dion und die Lighthouse Family.

Weitere Preisträger: Michelle und Wolfgang Petry (Schlager) sowie Guildo Horn & Die Orthopädischen Strümpfe, Rüdiger Hoffmann (Comedy spitze) und die Kastelruther Spatzen (Preisträger bei der volkstümlichen Musik).

Wem jetzt noch nicht schlecht ist, dem wird es vielleicht beim Gedanken an die erfolgreichste Hitsingle in Deutschland: Oli P. mit „Flugzeuge im Bauch“ – das muß man sich mal bildlich vorstellen! Als heimische Top-Dance-Single wurden Loona mit „Bailando“ ausgezeichnet, und für den, so heißt es, „stärksten Videoclip“ national wurden die Guano Apes mit „Lords Of The Board“ verantwortlich gemacht. Die „besten“ (soll heißen erfolgreichsten) deutschsprachigen Künstler im Ausland waren übrigens Rammstein. Der Vollständigkeit halber noch die drei „Echo“-Nachwuchspreise für die Bereiche nationale Popmusik: Sie gingen an Die 3. Generation, Xavier Naidoo und Eagle Eye Cherry. Ob das ausreichend Anlaß zur Hoffnung bietet?