Das Portrait
: Demontage eines russischen Paten

■ Boris Beresowski

Die Nachricht seines Rauswurfs erreichte den Sekretär der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) kurz vor dem Treffen mit Aserbaidschans Präsident. Aber Demütigungen können Boris Beresowski nichts anhaben. Er steckt sie weg, ohne mit der Wimper zu zucken. Schließlich teilt der legendenumwobene Milliardär selbst gnadenlos Schläge aus.

Zudem ist die jetzige Absetzung durch Kremlchef Jelzin nicht seine erste öffentliche Demontage. Bereits im November 1997 mußte er den Binnenkreis der Macht verlassen und den einflußreichen Posten des Sekretärs des Sicherheitsrates räumen. Das hielt den Machtmenschen nicht davon ab, auch weiterhin maßgeblichen Einfluß auf die Politik des Kremls zu nehmen. Stundenlang hockte er mit Jelzins damaligem Kanzleichef Jumaschew über einer exquisiten Flasche Cognac zusammen und entwarf die Leitlinien einer ihm vorteilhaften Politik. Die Russen nennen ihn den neuen Rasputin.

nders als sein historisches Vorbild hat sich Beresowski allerdings weniger in das Vertrauen der Gattin des Potentaten eingeschlichen als vielmehr in das von dessen Tochter Tatjana Djatschenko, die ihren Vater berät. Gelegentlich schaut sie bei Charmeur Beresowski unangekündigt auf einen Campari vorbei. Für die anderen jungen Jelzins wirkt er als Vermögensberater und –verwalter.

Wie dem ehemaligen Mathematikprofessor seine eigene märchenhafte Schatzbildung gelang, läßt sich selbstverständlich nicht lückenlos dokumentieren. Angefangen hatte alles mit einem dubiosen Im- und Exportautohandel und der Übernahme der Firma Logovas. Inzwischen ist Beresowskis Industrieimperium kaum noch überschaubar. Neben einer profitablen Ölfirma besitzt er auch ein beträchtliches Aktienpaket des landesweiten Fernsehkanals ORT.

Geschickt setzt Beresowski seine Medien für eigene Interessen ein. Seine jüngste Kampagne galt Premier Jewegeni Primakow, der die Finanzen des Industriebarons unter die Lupe hatte nehmen lassen. Das verlegerische Flaggschiff Nesawissimaja Gaseta unterstellte daraufhin der Regierung zahlreiche Korruptionsfälle.

Eins gilt jedenfalls als sicher: Beresowski geht und kommt, notfalls durch die Hintertür. Das amerikanische Magazin Forbes verlieh ihm 1996 den Titel „Rußlands Pate“. Klaus-Helge Donath