Großoffensive gegen Mörder der Gorillatouristen

■ Uganda und Ruanda jagen Hutu-Milizen im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Sie durchsuchen ein Gebiet, in dem verschiedene bewaffnete Gruppen die Bevölkerung terrorisieren

Berlin (taz) — Im undurchdringlichen Bergwald im Grenzgebiet zwischen Uganda, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo ist eine großangelegte Militäroperation im Gange, um die ruandischen Hutu-Milizen aufzuspüren, die zu Wochenbeginn acht ausländische Touristen in Uganda ermordeten. Sehr erfolgreich ist die Jagd bisher nicht. Nach ersten Meldungen, 15 Milizionäre seien getötet worden, sagte am Donnerstag der leitende ugandische Oberstleutnant Benon Birano, die Hutu-Kämpfer seien vom Grenzgebiet um die Stadt Rutshuru in das Masisi-Hochland westlich der Stadt Goma unterwegs. Versuche, sie per Hubschrauber zu verfolgen, seien wegen der dichten Vegetation schwierig. Gestern meldete Uganda, bei Kämpfen im Kongo 15 Kilometer von der Grenze entfernt seien wieder zehn Milizionäre getötet worden.

Die Militäroperation ist paradox, denn theoretisch kontrollieren Uganda und Ruanda den Osten des Kongo schon längst. In der Provinzhauptstadt Goma an der Grenze zu Ruanda regiert die kongolesische Rebellenbewegung „Kongolesische Sammlung für Demokratie“ (RCD), die von Hilfe aus Ruanda und Uganda abhängig ist. Die RCD gilt in den Augen weiter Teile der lokalen Bevölkerung als Marionette eben dieser Staaten und hat viele Landstriche nicht unter Kontrolle. Der gesamte Osten des Kongo ist ein Flickenteppich kleinster Herrschaftsgebiete bewaffneter Gruppen.

Die ruandischen Hutu-Kämpfer der Interahamwe-Miliz, die für die Ermordung der Touristen verantwortlich sein soll, haben Basen im Osten des Kongo und werden von der lokalen Bevölkerung ebenfalls als fremde Besatzer angesehen, die ein friedliches Leben in der Gegend unmöglich machen. Zusammen mit kongolesischen Hutu, klagte Ende Januar eine Bauerngewerkschaft aus Rutshuru nahe der Grenze zu Uganda, unternähmen die ruandischen Interahamwe-Milizionäre zahlreiche Überfälle auf die Zivilbevölkerung. Sie wollten „ihren alten Plan der ethnischen Säuberung“ gegen die anderen Ethnien in diesem Gebiet vollenden.

Eine Menschenrechtsorganisation aus Goma berichtete Ende Februar, es herrsche „totale Unsicherheit“ in der Region, wo jetzt die ugandisch-ruandische Militäroperation abläuft. „Bewaffnete Männer greifen jeden Tag Fahrzeuge auf der Straße an, nehmen den Bauern ihre Güter und sogar ihre Kleidung ab, töten zuweilen manche von ihnen und verbrennen manchmal ihre Autos.“ Die Behörden, also die hier herrschenden RCD-Rebellen, seien untätig, heißt es in einer Erklärung. „Man hat den Eindruck, daß die Gruppen immer besser bewaffnet sind und ihre jeweiligen Positionen konsolidieren.“ In dieser Situation kann ein größerer Truppeneinsatz von Uganda und Ruanda nur den Krieg weiter verschärfen. Dominic Johnson