Brčko soll neutral werden

■ Serben, Kroaten und Muslime sollen nordbosnische Stadt gemeinsam verwalten

Sarajevo (AFP/taz) – Die nordbosnische Stadt Brčko wird neutrales Gebiet. Die umstrittene Ortschaft soll künftig weder zur Muslimisch-Kroatischen Föderation noch zur Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina gehören. Die Stadt soll von allen drei Volksgruppen in Bosnien – Serben, Kroaten und Muslimen – gemeinsam verwaltet werden, heißt es in dem gestern in Sarajevo veröffentlichten internationalen Schiedsspruch. Die internationale Bosnien-Truppe SFOR verstärkte gestern ihre Präsenz in Brčko, um mögliche Ausschreitungen nach der Entscheidung zu verhindern. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, Ruhe zu bewahren.

Die einstmals mehrheitlich muslimisch-kroatische Stadt hatten die bosnischen Serben nach schweren Gefechten 1992 erobert. Ziel war, einen Korridor zischen den serbisch eroberten Gebieten Westbosniens und Kroatiens und den von den Serben kontrollierten Gebieten Ostbosniens und Serbiens zu schaffen. Im Friedensvertrag von Dayton vom Dezember 1995 war die Statusfrage zunächst ausgeklammert worden, um das Abkommen nicht zu gefährden.

Eine Schiedskommission sollte sich mit dem Problem befassen. Da sich beide Seiten nicht auf einen neutralen Schiedsrichter einigen konnten, wurde der Internationale Gerichtshof mit der Suche nach einem Vermittler beauftragt. Robert Owen, enger Mitarbieter von Ex- US-Außenminister Warren Christopher, übernahm die Aufgabe.

In der Folgezeit machte Owen mehrere Vorstöße. 1997 wurde entscheiden, daß Brčko vorerst in serbischer Hand unter US-Aussicht bleiben, eine endgültige Entscheidung über den Status aber bis zum März 1998 fallen sollte.

Die internationale Kontrolle wurde dann bis Ende 1998 verlängert, mit der Begründung, daß ein klares Votum zum anvisierten Zeitpunkt nicht opportun gewesen sei. Der jetzt gefundene Kompromiß kann zu einer Befriedung in Nord-Ostbosnien führen: Die drei Volksgruppen haben ihre Zustimmung zur Neutralität Brčkos bereits signalisiert. bo