Moorgebieten wird Wasser abgegraben

■ Naturschutzgebiet in Köpenick durch Wasserförderung bedroht

Wasser gibt es in Berlin bekanntermaßen mehr als genug. Dennoch fördern die Wasserbetriebe (BWB) in manchen Gebieten so viel Grundwasser, daß dort Naturschutzgebiete gefährdet sind. In den 300 Hektar großen Köpenicker Waldmooren Krumme Lake und Pelzlake sind durch sinkende Wasserpegel bereits in den achtziger Jahren irreversible Schäden entstanden. Dennoch wird dort weiterhin Wasser gefördert. Der umweltpolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Hartwig Berger, fordert daher den Senat auf, die Fördermenge strenger zu begrenzen.

Krumme Lake und Pelzlake sind europäische Schutzgebiete nach der Flora-Fauna-Habitat- Richtlinie und damit besonders stark geschützt. Durch den sinkenden Grundwasserstand trocknen die Moore nach Bergers Angaben jedoch aus und verändern ihre Vegetation. Trotz dieser Entwicklung haben die BWB ihre Fördermenge im vergangenen Jahr sogar noch erhöht. Während ein Brunnen stillgelegt wurde, wurde in einem anderen die Fördermenge verdoppelt. Berger bezeichnet dies als „leichtfertigen Umgang mit der Naturlandschaft“.

Die BWB betonen dagegen, daß insgesamt in dem Gebiet die Fördermenge zurückgegangen sei. Aus einem Brunnen sei lediglich 1998 mehr Wasser gepumpt worden, weil der benachbarte Brunnen in dieser Zeit saniert wurde, erläutert BWB-Sprecher Stephan Natz. „Wenn wir dort noch weniger fördern, saufen uns die Wohngebiete im südlichen Köpenick ab.“ Außerdem gebe die Umweltverwaltung vor, wieviel die Wasserbetriebe fördern dürften.

Statt jedoch in sensiblen Feuchtgebieten weniger Wasser abzupumpen, in anderen Wasserwerken dafür mehr zu fördern, stöhnen die BWB über die zu hohen Grundwasserstände in Berlin. In einigen Gebieten wie Johannisthal und Kaulsdorf wurden in den vergangenen Monaten immer wieder Keller überschwemmt. Die BWB wollen deshalb in diesem Frühjahr eine Werbekampagne starten, die die Haushalte davon abhalten soll, Wasser zu sparen. Der Wasserexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Wolfgang Gossel, ist jedoch der Ansicht, daß sich im Wasserwerk Friedrichshagen – in dessen Einzugsbereich die Moore liegen – die Fördermenge verringern läßt.

Die Grünen fordern von der Umweltverwaltung ein vernünftiges Grundwassermanagement. Es sei Aufgabe des Senats, die Wasserförderung nach ökologischen Kriterien festzulegen, sagt Berger. Der Umweltexperte drängt darauf, die Richtlinien noch vor der Privatisierung der BWB zu erstellen. Denn es sei zu befürchten, daß anschließend die Wasserwerke nur noch nach ausschließlich wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben würden. „Die wertvollen Moorlandschaften“, kritisiert Berger, „drohen dann endgültig verlorenzugehen“. Jutta Wagemann