ITB macht auf Nummer Sicher

■ Internationale Tourismusbörse gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Türkei und Israel geben sich betont gelassen. Veranstalter: Sicherheitsbedenken deutscher Türkei-Urlauber "kein Thema"

Der türkische Tourismusminister kam, um die Wogen zu glätten. Ahmet Tan besuchte die Internationale Tourismusbörse ITB gestern nicht nur, um bei Tee und Erdnüssen mit Geschäftspartnern zu plaudern, sondern auch, um das Bild der Türkei als Reiseland entgegen der „negativen Propaganda“ wieder geradezurücken. Denn nach den Konsulatsbesetzungen durch Kurden trauten deutsche Urlauber der Sicherheit im sonnigen Anatolien nicht mehr, was den derzeit rückläufigen Buchungstrend noch verstärkte.

„Die Türkei ist eines der sichersten Reiseländer überhaupt“, sagte Ahmet Tan. Und um deutsche Urlauber „vor den Terroristen der PKK zu schützen, bestehen ausreichende Maßnahmen“. Doch genauer erläutern mochte Tan die Vorkehrungen der türkischen Behörden nicht: „Es ist mühsam und nicht notwendig, darüber zu reden.“ Sein Fazit: „Die deutschen Touristen erfahren in der Türkei den gleichen Sicherheitsstandard wie ich als Minister auf der ITB“, sagt Tan, der mit einem halben Dutzend Bodyguards im Schlepptau erschien.

Auch die Messe-Sicherheit zeigt auf der ITB Präsenz. Security- Leute an fast allen Halleneingängen, Polizisten patrouillieren zwischen den Ständen der Türkei und Israels, beobachten von den Galerien herab. Die Eingangskontrollen sind sporadisch, nur an wenigen Eingängen stehen Metalldetektoren. Taschenkontrollen, erklärt ein Sicherheitsbeamter, „gibt es nur, wenn das Ding voll ausschlägt“.

Zwar ging die Zahl der Türkei- Urlauber um 3,6 Prozent auf 2,3 Millionen zurück, die der Fluggäste gar um 5,5 Prozent – dennoch bleibt Anatolien eines der wichtigsten deutschen Urlaubsziele. Das spiegelt sich auch auf der ITB wider: Mit über 100 Ausstellern ist die Türkei auf einem 2.500 Quadratmeter großen Areal vertreten. „Sicherheitsbedenken spielen bei den Kunden keine größere Rolle als sonst“, so Raci Karca, Direktor des türkischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland.

Das Hamburger Unternehmen Öger Tours bringt jährlich 800.000 Urlauber in die Türkei. Sprecher Ingo Thiel: „Vor zwei Wochen liefen natürlich auch bei uns die Telefone heiß. Die Leute waren besorgt, viele stornierten.“ Doch mittlerweile seien die Gemüter beruhigt, zum Saisonauftakt hätten sich die Buchungen wieder eingependelt, so Thiel.

Berlin rangiert zwar weit hinter dem Ruhrgebiet und Frankfurt am Main, doch auch von der Spree aus starten jährlich 50.000 Menschen mit Turkish Airlines in die Türkei. „Unsere Sicherheitsstandards sind generell sehr hoch“, meint deren Direktor Serdar Denizok. Lediglich 25 Stornierungen habe es im Zuge der Kurdenunruhen in Berlin gegeben.

Auch der Sicherheitsaufwand am israelischen Messestand sei in diesem Jahr „ganz normal“, versichert Eva Schumann, Sprecherin des israelischen Tourismusministeriums. Im vergangen Jahr seien die Sicherheitsmaßnahmen im israelischen ITB-Bereich weitaus stärker gewesen, sagt sie. „Gesichtskontrollen und Glaswände“ habe es damals aus Angst vor Anschlägen gegeben; die aktuellen Auseinandersetzungen sieht man in der Tourismusbranche nicht als Grund für weitere Befürchtungen, so Schumacher. Christoph Rasch