Im Auftrag von Herrchen

Hunden, Katzen und Schildkröten auf der Spur: Der Hamburger Dieter Körner leitet Deutschlands einzigen Tiersuchdienst  ■ Von Kristina Maroldt

Der Anrufbeantworter piepst kurz, dann spricht eine Frau aufs Band: Aufgeregt klingt sie, verzweifelt, ab und zu macht sie eine Pause. In der Nähe von Nürnberg seien im Umkreis von einem Kilometer 80 Katzen verschwunden, erzählt sie. „Meine Katze ist auch weg. Bitte rufen Sie mich doch zurück.“ Dieter Körner schaltet den Anrufbeantworter aus und urteilt fachmännisch: „Das waren bestimmt wieder Katzenfänger.“

Der Mann weiß, wovon er spricht. Seit zwei Jahren leitet der Hamburger Deutschlands einzigen Tiersuchdienst. Wem Katze, Hund oder Schildkröte entlaufen ist, der ruft bei Körner an. Der 48jährige klappert dann Tierheime und Veterinärämter ab, hängt flächendeckend Steckbriefe auf, sucht innerhalb einer Rasterfahndung Planquadrat für Planquadrat nach Augenzeugen und Pfotenspuren ab und fliegt im Notfall auch mal mit einem Hubschrauber ein Suchgebiet ab. Körner, ein James Bond im Auftrag verzweifelter Frauchen und Herrchen also, der nebenbei aufgelösten TierhalterInnen seelischen Beistand leistet.

Dabei ist der Mann mit dem grauen Vollbart und der leisen Stimme eigentlich Malermeister. Bis vor zwei Jahren besaß Dieter Körner noch einen eigenen Betrieb in Hamburg. Doch dann kam das „Schlüsselerlebnis“, wie Körner heute rückblickend sagt, der Tag, an dem sein Kater verschwand. „Ich war so verzweifelt. Für mich brach eine Welt zusammen.“

Kater Florian tauchte zwar nach drei Tagen wieder auf, doch da hatte Körner bereits den Entschluß gefaßt, „alles hinzuschmeißen und Menschen, die ihre Tiere verloren haben, zu helfen.“ Er investierte sein ganzes Vermögen, besuchte investigative Kurse und begann im Frühjahr 1997 offiziell mit der Arbeit als Tierdetektiv. Anfangs verlangte er noch eine Pauschale von 580 Mark pro Auftrag, doch seit einem halben Jahr finanziert er die Tiersuche über Spenden an seinen „Verein zum Schutz der Tiere“. Körner und seine bundesweit 156 HelferInnen arbeiten ehrenamtlich. „Meine Frau arbeitet beim Jugendamt und hält uns beide so finanziell über Wasser.“

Für Dieter Körner ist die Suche nach Tieren zur Lebensaufgabe geworden. Auch wenn seine Arbeit nicht immer ungefährlich ist. Seit er im August 1998 an der Festnahme von zehn Tierfängern aus Polen beteiligt war, die gekidnappte Tiere an Tierversuchslabore weiterverkauft hatten, werden er und seine Frau telefonisch bedroht, zwei Autos hat man ihnen bereits zertrümmert. Jetzt ist das Ehepaar umgezogen. Doch einschüchtern lassen will sich Körner nicht: „Ich werde bestimmt nicht aufhören“, sagt er und blickt über die Stapel mit Tiersuchmeldungen, die seinen Schreibtisch bedecken: „Jetzt erst recht nicht!“