Gegen Frauenhandel

■ Koordinierungsstelle gegründet

Die Betreuung von Frauen, die Opfer von Frauenhandel und Zwangsprostitution geworden sind, blieb in Hamburg bislang dem Engagement einzelner Frauen überlassen. Nun wird eine Koordinierungsstelle eingerichtet, in der Frauen, die sich hier zwangsweise prostituieren mußten, rechtlich und psychosozial beraten werden sollen. Das erklärte gestern Gleichstellungssenatorin Krista Sager (GAL). Finanziert wird das Projekt zunächst vom Senatsamt für Gleichstellung, getragen wird es vom Verein „amnesty for women“.

Vorigen November hatten die frauenpolitischen Sprecherinnen aller drei Bürgerschaftsfraktionen gemeinsam einen Antrag zur Bekämpfung des Frauenhandels und der Zwangsprostitution verabschiedet. Der sieht unter anderem vor, daß Frauen, die etwa bei einer Razzia aufgegriffen werden, eine vierwöchige Bedenkzeit bekommen, ob sie gegen ihre Zuhälter aussagen oder gleich ausreisen wollen. Ab April will die Innenbehörde diese Bedenkfrist gewähren. Dadurch werde in den kommenden Monaten erheblicher Beratungsbedarf entstehen, begründete Sager die Einrichtung der Koordinierungsstelle.

Dort sollen zunächst fünf bis zehn Betreuerinnen arbeiten. Gesucht werden Migrantinnen, die aus einem ähnlichen Kulturkreis wie die Prostituierten stammen – rund 60 Prozent kommen aus osteuropäischen Ländern. Sie sollen darin geschult werden, die Frauen psychosozial zu betreuen. Parallel wird ein Pool von RechtsanwältInnen für die juristische Beratung gebildet. Während ihrer Bedenkzeit und anschließend bis zu ihrer Aussage im Prozeß gegen die Zuhälter müssen die Frauen an einem sicheren Ort untergebracht werden. Da das in einem Stadtstaat wie Hamburg naturgemäß schwierig ist, will Sager mit Schleswig-Holstein kooperieren.

Die Gleichstellungssenatorin geht davon aus, daß derzeit rund 2000 ausländische Prostituierte in Hamburg arbeiten. „Nicht alle sind Opfer von Frauenhandel“, betonte sie. Viele seien jedoch mit falschen Versprechen nach Hamburg gelockt worden. Zur Zeit seien vor Gericht 13 größere Verfahren gegen Zuhälter anhängig.

Elke Spanner