Modischer Traum

Designer entwirft neue Uniformen für das Musikkorps der Polizei. Doch der Auftrag fehlt  ■ Von Stefanie Heim

Vor kurzem noch sollte das Polizeiorchester Hamburg aus Geldmangel in einen privaten Verein umgewandelt werden. Diese Pläne sind vom Tisch. Jetzt sollten die 35 MusikerInnen stattdessen modisch instandgesetzt werden. So wollte es zumindest die Dirigentin des Orchesters, Kristine Kresge. Immerhin bietet der kastenförmige Anblick ihrer Musiker wahrlich nichts fürs Auge. Neue Uniformen sollten also her, entworfen vom Hamburger Couturier Jürgen Hartmann.

Wie das Hamburger Abendblatt am Wochenende berichtete, ist Hartmann schon zugange. „Seit einem dreiviertel Jahr arbeite ich an den Entwürfen“, sagte der Modeschöpfer auch gestern. „Knöpfe und Goldpaspelierung müssen schließlich – ganz im Sinne der Tradition – von der Polizeispitze abgenommen werden.“ Die Führungsebene der Polizei reagiert verblüfft.

„Ich kann nur mein Erstaunen über den Abendblatt-Artikel bekunden“, kommentiert Polizeisprecher Reinhard Fallak gestern. „Es gab keinen Auftrag für neue Uniformen.“ Vor einigen Wochen sei lediglich mit Dirigentin Kresge abgesprochen worden, daß sie Design- und Kostenvoranschläge einholt.

Auch Starschneider Jürgen Hartmann ist plötzlich irritiert. Er, der doch immerhin Hamburger Prominente wie Heidi Kabel und Dagmar Berghoff beschneidert, ging davon aus, daß das Polizei-Musikkorps schon in drei Monaten in neuer Optik auftritt. 750 Mark sollte die Gala-Uniform Hartmanns kosten, 900 Mark jede Tageskombination. Die Kosten, so dachte Hartmann, bestreitet das Orchester aus den Konzerteinnahmen.

Doch das ist gar nicht möglich. Denn für die Einnahmen des Polizeiorchesters gibt es laut Fallak eine feste Regelung: „50 Prozent werden für die Pflege und Neuanschaffung von Instrumenten verwendet, die andere Hälfte fließt in den Personalhaushalt Hamburgs.“ Außerdem sind auch die polizeilichen Orchestranten Beamte der Innenbehörde. Und deren Outfit, so betont Polizeisprecher Fallak, „wird vom Kleiderkonto bezahlt, was zu Lasten des Kontingents der Bereitschaftspolizei geht“.

Daß das Polizeiorchester neue Uniformen braucht, sieht zwar auch die Führungsetage. Aber des Musikkorps neue Kleider á la Hartmann waren wohl vorerst nur ein modischer Wunschtraum.