Kommentar
: Kita-Politik

■ Manchmal sind auch unmögliche Forderungen realistisch

Natürlich haben sie recht, die UnterstützerInnen des „Berliner Bündnis für Kinder“. Kitas müssen mehr sein als Betreuungsstätten, und als solche müssen sie anerkannt und gefördert werden. Frühkindliche Erfahrungen sind schließlich für die weitere Entwicklung zentral. Wer also über Kommunikationsschwierigkeiten und fehlende Deutschkenntnisse, zunehmende Aggression und Gewaltbereitschaft klagt, der sollte auch die Kitas im Auge haben – und allen Kids die Chance geben, dort an einer guten pädagogischen Arbeit teilzuhaben.

Sie haben recht damit, die Bündnis-Leute, daß die Qualität der Kitas also – allem Sparzwang zum Trotz – im Vordergrund stehen muß. Doch diese schwankt enorm, wie jüngst eine Untersuchung an der FU gezeigt hat: Sie kann bei einem Kind einen Entwicklungsunterschied von bis zu einem Jahr bewirken. Bestimmt wird diese Qualität zu 50 Prozent, so heißt es in der Studie, von den Strukturbedingungen, die die Politik bestimmt.

Genau diese Bedingungen aber haben sich in den vergangenen Jahren permanent verschlechtert: Gruppen wurden größer, Sachmittel und Personal verringert, Vertretungsmittel gibt es überhaupt nicht mehr. Im Krankheits- oder Urlaubsfall werden also schlicht Gruppen zusammengelegt. Gleichzeitig stiegen die Kitakosten, was nach Angaben der GEW zu zahlreichen Abmeldungen geführt hat. Dabei hätten diese Kinder die Unterstützung der Kita vielleicht besonders nötig.

Sie haben also recht, die Bündnis-Leute, und doch scheinen ihre Forderungen so weit weg von dem, was in Berlin realpolitisch derzeit möglich ist. Da nützt es wenig, daß die Jugendpolitikerinnen von SPD und Bündnisgrünen, die vielleicht im Herbst in der neuen Landesregierung mitmischen, den Aufruf unterschrieben haben. Denn auch eine rot-grüne Koalition wird unter enormem Sparzwang stehen – und fraglich ist, ob sich dann die Jugend- gegen die Finanzpolitik durchsetzen kann.

Trotzdem haben sie recht, die Bündnis-Leute, wenn sie ein Umdenken fordern und sich die Politik damit auseinandersetzen muß. Auch wenn die Zeit ganz ungünstig für Maximalforderungen ist. Sabine am Orde