■ Bahnchef Ludewig erhöht die Preise – diesmal wegen der Ökosteuer
: Willkommene Ablenkung

Als wenn Bahnchef Ludewig nicht schon Probleme genug hätte. Da entgleist ihm ein Zug nach dem anderen, aber er macht lieber eine neue Front auf: die Ökosteuer. Und tut so, als würde ihm die Ökosteuer auch noch die letzten Kunden vergraulen. Dabei wird die Ökosteuer der Bahn einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Auto geben. Während Ludewig von einer Fahrpreiserhöhung von 1,5 Prozent spricht, wird der Spritpreis durch die sechs Pfennig mehr um rund 4 Prozent steigen – und der Benzinpreis allein ist es, mit dem der Autofahrer für gewöhnlich seine Kosten kalkuliert, wenn er überlegt, seinen Wagen mal für die Bahn stehenzulassen.

Natürlich fahren Bus und Bahn in jedem Fall günstiger mit Ökosteuern, weil sie nur halb soviel Energie pro Person und Kilometer verbrauchen wie das Auto. Noch. Denn das Auto hat in den vergangenen Jahren aufgeholt, weil die Bahn nur wenig fürs Energiesparen tut. In einigen Bereichen ist der Vorsprung schon fast völlig verschwunden: Wer mit der Deutschen Bahn im Nahverkehrszug fährt, bewegt sich kaum noch energiesparender fort als im Auto.

Aber Ludewig und die anderen Lobbyisten von Bus und Bahn tun so, als hätten sie den Umweltschutz gepachtet. Doch ob das Treibhausgas aus dem Auspuff eines Mazda kommt oder aus einer Diesellok, ist dem Klima egal. Gerade weil die öffentlichen Verkehrsunternehmen in den vergangenen Jahren so sorglos mit der Energie umgegangen sind, können sie einen Anreiz zum Sparen gut gebrauchen – genau das ist der Sinn der Ökosteuer. Schlimm genug, daß sie nur noch den halben Steuersatz für Strom zahlen müssen.

Richtig ist natürlich auch: Wer die Städte vom täglichen Stau, von Abgasen und Lärm befreien will und wer insgesamt das Klima schonen will, wer auch Leuten, die sich kein Auto leisten können, eine angemessene Mobilität sichern will, der sollte Bus und Bahn fördern. Nur bitte unabhängig von der Ökosteuer. Für den Staat ist es am Ende egal, ob er weniger Ökosteuern einnimmt oder mehr für die Bahn ausgibt. Aber die Bahn spart nur mehr Energie, wenn sie den Verbrauch als Kostenfaktor stärker spürt.

Doch um Umweltschutz geht es Ludewig überhaupt nicht. Er will von seinem Mißmanagement ablenken – und macht dabei einen neuen Fehler. Denn durch seine Kampagne „Ökosteuern machen das Bahnfahren teuerer“ wird am Ende nur eines hängenbleiben: „Bahnfahren wird teurer.“ Und niemand wird der Bahn mehr glauben, wenn im April die Werbeagentur den Kunden vorrechnen will, daß Autofahren aber noch teurer geworden ist. Matthias Urbach