Ökostrom fürs Gotteshaus

Evangelische Kirche schließt Stromrahmenvertrag mit Stadtwerken und PreussenElektra. Der Atomstromproduzent bietet auch regenerativ erzeugte Energie  ■ Von Jürgen Voges

Hannover (taz) – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat gestern mit den Stadtwerken Hannover und der PreussenElektra einen Rahmenvertrag über Stromlieferungen zu Sonderkonditionen abgeschlossen. Ausgerechnet der größte deutsche Atomkraftwerk-Betreiber, die PreussenElektra, will den 80.000 Stromendverbrauchern im Bereich der EKD künftig garantiert regenerativ erzeugten Strom anbieten.

Nach dem Rahmenvertrag können die evangelischen Stromkunden, zu denen Pfarrhäuser genauso wie große Heime oder Kliniken des Diakonischen Werkes zählen, künftig zwischen Ökostrom und in normalem Energiemix erzeugter Elektrizität wählen. Je nach Stromkunde soll der Aufschlag für regenerativ erzeugten Strom zwischen vier und acht Pfennige pro Kilowattstunde betragen. Die Höhe der Zuzahlung für regenerativ erzeugten Strom richtet sich dabei nach der Dauer des Strombezugs pro Jahr. Den geringsten Aufschlag sollen Endverbraucher zahlen, die praktisch immer Elektrizität verbrauchen.

Da physikalisch aus der Steckdose immer die gleiche Elektrizität kommt, will die PreussenElektra die regenerative Herkunft von Strom durch ein Zertifizierungsverfahren absichern. „Wenn regenerativer Strom geordert werde, soll dieser aus zusätzlich errichteten und nicht aus ohnehin schon vorhandenen Anlagen stammen“, sagte der Leiter des Bereichs Energiewirtschaft der PreussenElektra, Bernhard Bloemer, gestern in Hannover bei der Unterzeichnung des Rahmenvertrages.

Je nachdem wie sich die Nachfrage nach Ökostrom entwickele, werde die PreussenElektra zusätzlichen Strom, etwa aus Windkraft, ankaufen oder selbst erzeugen. Nach Angaben von Bloemer war die PreussenElektra der einzige bundesweite Energieversorger, der dem Wunsch der EKD nach kontinuierlicher Lieferung von Strom aus regenerativen Energien nachkommen konnte.

Abgesichert – wohl vor allem gegen windstille Wetterlagen – wird die kontinuierliche Lieferung von regenerativem Strom durch Elektrizität aus Skandinavien, die aus Wasserkraft erzeugt wird. Der Rahmenvertrag sieht für den normalen Strom Kilowattstundenpreise vor, die nach Angaben der PreussenElektra zwischen 10 und 20 Prozent unter den jetzigen Tarifen liegen. Durch diesen der EKD gewährten Mengenrabatt können die Mehrkosten für den Bezug von regenerativ erzeugtem Strom im Einzelfall größtenteils wieder aufgefangen werden.

Die Einzelverträge mit den evangelischen Stromkunden sollen von den hannoverschen Stadtwerken abgeschlossen, werden, die damit über den Rahmenvertrag erstmals bundesweit um Stromkunden werben.

Von den insgesamt 2.000 Gigawattstunden Strom, die über die 80.000 Abnahmestellen im EKD- Bereich verbraucht werden, entfallen 1.000 Gigawattstunden auf 1.000 Großverbraucher. Kleinere Verbraucher, die außerhalb des Versorgungsgebietes der PreussenElektra liegen, müssen allerdings immer noch mit Aufschlägen von bis zu zehn Pfennig pro Stunde für Stromdurchleitungskosten rechnen. Das Unternehmen rechnet allerdings damit, daß es spätestens im Herbst zu einer Neuregelung dieser Kosten kommt und daß diese dann auch für kleinere Verbraucher zumindest kräftig sinken werden.

Im Prinzip können die deutschen Stromkunden schon seit Januar frei wählen, von wem sie Strom kaufen. In der Realität halten die Energieversorger allerlei Schikanen für wechselwillige Privatkunden bereit – saftige Aufschläge für die Durchleitung und teure zusätzliche Stromzähler auch bei Kleinabnehmern. Soweit bekannt ist, haben in Deutschland nur zwei Privatpersonen ihren Versorger gewechselt: Michaele Hustedt, die energiepolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Grüne, und ein Hamburger Greenpeace-Journalist.