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■ KommentarKein Blinddarm

Einem Arzt, der einem Patienten den Blinddarm entfernt, weil er nicht gemerkt hat, daß Gallensteine die Ursache der Schmerzen sind, würde Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel ein Disziplinarverfahren anhängen. Nicht mal zu Unrecht.

Weniger genau in ihrer Sorgfaltspflicht ist sie, wenn sie selbst als „Chefärztin“ an den Krankheitssymptomen der Hamburger Kliniken herumdoktert. Nicht nur Kritiker sehen die Planungsunsicherheiten beim Krankenhausplan 2000, auch die Gesundheitsbehörde ist sich dieser bewußt. Doch dort gilt die Devise: Erstens kommt es anders, und zweitens kann man in zweieinhalb Jahren immer noch den Kurs ändern.

Ginge es nur um Bettgestelle, die man einmottet, um sie eventuell wieder auszupacken, könnte man über diese Planungsschwäche hinwegsehen. Die Folgen sind aber gravierender. Denn mit den Betten werden auch Arbeitsplätze abgebaut, 1200 nach Schätzung der ÖTV. Will man die Betroffenen mal eben so auf die Straße setzen oder sie auf andere Stationen verpflanzen? In der Hoffnung, sie kämen bei Bedarf jubelnd an ihre alten Arbeitsplätze zurück?

Außerdem geht es auch um viel Geld. Denn die Umstrukturierungen innerhalb der Krankenhäuser werden nicht ohne Investitionen ablaufen. Aber auch das nimmt die Gesundheitsbehörde locker, wie das Beispiel AK Bergedorf zeigt. Dort wurden mehr als zehn Millionen Mark in die Chirurgie investiert, nur um sie nun zu schließen.

Aber: Erstens kommt's ja manchmal anders, und zweitens kann man ja den Kurs...

Patricia Faller

Bericht Seite 22

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