Konsequent anders

■ Kino: Die Experimentalfilmerin Ute Aurand im Metropolis

Zwei Menschen gehen durch einen Botanischen Garten. Die Kamera wird zu ihren Augen: Hektisch sondiert sie das Terrain, tastet die Pflanzen ab, rotiert zwischen botanischen Aufklärungsschildchen und Blüten. O-Töne fließen kaum hörbar ein in die Szene aus Kleine Blumen, kleine Blätter, einem Film von Ute Aurand.

Das Metropolis Kino stellt am Wochenende Arbeiten der 38jährigen Berliner Filmarbeiterin vor. Aurand, Absolventin der Deutschen Film- und Fernsehakademie, hält sich weder an kontinuierliche Erzählstränge, noch legt sie sich auf eine einheitliche Ästhetik fest.

Schon in den ersten Sekunden der Filme wird deutlich, daß sie „anders“ sind. Klammer des 50minütigen Kleine Blumen, kleine Blätter, der am Sonnabend läuft, ist der Wandel der Jahreszeiten. Ute Aurand bat elf Menschen, filmisch zum vorgegebenen Thema „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“ zu experimentieren. Daß manche von ihnen Filmemacher sind, ist dem Ganzen kaum anzumerken: Die Machart kokettiert mit dem Hauch des Unprofessionellen. Trotz inhaltlicher Unterschiede ähneln sich die einzelnen Beiträge der Anthologie, indem sie gegen gängige Sehgewohnheiten verstoßen. Statt abgenutzte Bilder zu verhackstücken, wird das Unspektakuläre, Zufällige zelebriert.

Am Sonntag stehen drei kürzere Streifen auf dem Programm: Detel + Jon, Maria und die Welt sowie Bärbel und Charly sind Filme, die die Menschen durch teilnehmende Beobachtung über einen längeren Zeitraum porträtieren. Alle Beiträge zeigen extrem individuelle Blickwinkel und Assoziationen. Sie konfrontieren das Publikum mit einer seltsamen Situation. Zum einen hat es ungewollt teil an sehr persönlichen Momenten. Zugleich bringt die handwerkliche Umsetzung, die Anleihen bei laienhaftem Filmschaffen nimmt, Distanz zwischen Leinwand und Betrachtende.

Geringfügiger Haken an diesem anderen Blick: Er setzt ein Publikum voraus, das ein Höchstmaß an Geduld und Aufmerksamkeit besitzt.

Ute Brandenburger

„Kleine Blumen, kleine Blätter“, Samstag 16. 9., 19.30 Uhr; Kurzfilme Sonntag, 19.15 Uhr im Metropolis.