■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Innensenator Teiser?!

Der Neujahrsempfang bei Bürgerschaftspräsident Reinhard Metz (CDU) ist ein wirklich schönes Fest, zu dem die ganze Bremer Prominenz kommt. Der Präsident redet und redet. Promis prosten sich zu. Warum wir Ihnen das erst jetzt erzählen? Weil in der Ecke einer stand, der für Bremen noch sehr wichtig werden könnte – der Ex-Bundestagsabgeordnete Michael Teiser. Obwohl er bei der Bundestagswahl eine herbe Schlappe hatte einstecken müssen (4.500 Stimmen fehlten ihm, um wieder in den Bundestag einziehen zu können), war er bester Laune. Vom Bundestag in die Bürgerschaft – nicht gerade eine steile Karriere. Teisers Grinsen provozierte diese hämische Bemerkung. Doch sein Grinsen wurde nur breiter. „Wer sagt Ihnen denn, daß da nicht ein neuer Senator kommt. Ich setz' mich doch nicht auf die Hinterbank“, antwortete er und erhob das Glas auf sich selbst: „Prost.“

Die Umstehenden mußten sich so beherrschen, nicht loszuprusten, daß der Sekt in den Gläsern schwappte. Als Bundestagsabge-ordneter hatte Teiser es ja mit platten Statements geschafft, sich einen Namen zu machen. Grafitti-Sprayer wollte er bis zu fünf Jahre ins Gefängnis stecken. Das Strafmündigkeitsalter möchte er auf zwölf Jahre herabsetzen. Asylbewerbern wollte er das Heiraten verbieten. Vielleicht hatte Teiser nur ein bißchen viel getrunken, dachten sich die umstehenden Promis und nahmen die Bemerkung nicht besonders ernst.

Vor wenigen Tagen machte aber ein Gerücht die Runde, das Teisers Äußerungen in einem neuen Licht erscheinen lassen. Innensenator Ralf Hubertus Borttscheller sei amtsmüde, hieß es. Als Innensenator würde er zuwenig verdienen, soll Borttscheller gemault haben. Er ist ja für seinen aufwendigen Lebensstil bekannt. Sein Anwesen in Schwachhausen verschlingt ein Vermögen, und auch das Golfspiel in Garlstedt ist teuer. Als Notar verdient Borttscheller mit der Beurkundung eines Vertrages unter Umständen mehr, als ein Senator im ganzen Monat. Seine Frau Edith, die beim Skandal um ihre Baufirma Nordgrund in die Schlagzeilen geraten ist, soll sich auch schon über das klägliche Senatorengehalt beklagt haben. Sie geht gerne shoppen. Außerdem mag sie es nicht, wenn ihr Name in der Zeitung steht. Teisers weinselige Äußerung bekommt also plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Wenn die CDU tatsächlich nach dem 6. Juni in der Regierung sitzt und das Innenressort nicht an die SPD, sondern an die CDU fällt, gibt es nur einen Mann, der das rechte Klientel ähnlich wie Borttscheller auf Stammtischniveau bedienen kann, und dieser Mann heißt Michael Teiser aus Bremerhaven. Prost, Ihre Rosi Roland