■ Mit globalen Risiken auf du und du
: Haftung versichern

Berlin (taz) – Dreizehn Millionen Flüchtlinge bilanzieren die Forscher des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (WBGU) allein für 1997. Auch dieses Jahr würden Hochwasser, Dürren und Stürme wieder Millionen Menschen gefährden. Dazu kämen der zunehmende Klimawandel, der Verlust der Artenvielfalt, Bodenerosionen, Bevölkerungswachstum, die rasante Verstädterung und neue Techniken, wie die Gentechnik – all diese Risiken würden eher größer als kleiner, so der WBGU in seinem neuesten Jahresgutachten.

Doch die WBGU-Forscher unter Leitung von Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung ziehen daraus keineswegs den üblichen Schluß, von der Politik mehr Regulierung zu fordern oder bestimmte Techniken einfach ganz zu verbieten. Sie fordern viel eher ein Risikomanagement. Denn ein Risiko einzugehen ist für die Forscher nichts grundweg Schlechtes: ohne Risiko keine Innovation. Es gelte aber, Risiken abzuschätzen und Anreize zu setzen, sie vorbeugend aufzuspüren und möglichst gering zu halten.

Dazu sind für den WBGU zwei Dinge zentral: Erstens muß es allgemeine weltweite Haftungspflichten geben und zweitens eine unabhängige Grundlagenforschung „von der Technikfolgenabschätzung bis zur Umweltsystemanalyse“.

Grundsätzlich soll die Haftung „möglichst nah an den Verursachern“ ansetzen. Wenn aber zum Beipiel ein einzelnes Unternehmen oder eine Bevölkerungsgruppe als Schadensverursacher nicht auszumachen ist, sollen Umwelthaftungsfonds eingerichtet werden. Dazu wünscht sich das WGBU bei der UN einen „Rat für die Bewertung globaler Risiken“. Außerdem solle das Haftungsrecht international anglichen werden, um Haftungsoasen trockenzulegen.

Oft müßten, wie beim Klimaschutz, Politiker reagieren, obwohl das globale Risiko noch nicht komplett verstanden ist. Hier empfiehlt der WBGU eine Strategie stufenweiser Verfeinerung der Entscheidungen. Dies sei beim internationalen Klimaschutz mit Einrichtung des internationalen Wissenschaftlergremiums IPCC, das die Politik kontinuierlich berät, vorbildlich gelungen. urb

Das Gutachten ist zu lesen unter http://www.wbgu.de