Algerien steht vor der Wahl

Sieben Kandidaten kämpfen um die Nachfolge von Präsident Liamine Zéroual. Der Islamist Mahfud Nahna und die Trotzkistin Louisa Hanoune sind nicht dabei  ■ Von Reiner Wandler

Madrid (taz) – Sieben Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge des algerischen Präsidenten und Ex-Generals Liamine Zéroual. Ihnen wurde am Donnerstag abend vom Verfassungsrat bestätigt, daß sie alle erforderlichen Bedingungen erfüllen, um sich an den vorgezogenen Neuwahlen am 15. April zu beteiligen.

Der aussichtsreichste Bewerber heißt Abdelasis Buteflika. Presse und Opposition handeln ihn als den „Kandidaten der Macht“. Der ehemalige Außenminister unter Präsident Houari Boumedienne setzt auf die Unterstützung der „gesamten revolutionären Familie“. Neben dem Mehrheitsflügel der ehemaligen Einheitspartei FLN machen auch ein Großteil der Regierungspartei Nationaldemokratische Versammlung (RND) sowie die Vereinigung der Veteranen des Unabhängigkeitskrieges und die Gewerkschaften für Buteflika Wahlkampf.

Die gemäßigten Islamistenpartei an-Nahda ruft ebenfalls zur Wahl des Veteranen der algerischen Politik. Außerdem wird Buteflika nachgesagt, daß er mit der Unterstützung der Armee rechnen kann. Die Streitkräfte haben erstmals in der Geschichte des Landes keinen Mann aus ihren Reihen in das Rennen geschickt.

Zu den Kandidaten, denen ein Einzug in die Stichwahl zuzutrauen ist, zählen der Chef der größten laizistischen Oppositionspartei, der Front der Sozialistischen Kräfte (FFS), Hocine Ait Ahmed, der ehemalige Regierungschef und FLN-Erneuerer Mulud Hamruche, sowie der ehemalige Außenminister und Vertreter des arabo-islamistischen Flügels aus dem Apparat des einstigen Einparteienstaates Tahled Ibrahimi. Sie alle werden versuchen, mit Versprechen wie demokratischer Öffnung und natürlich nationaler Aussöhnung die Stimmen der Anhänger der verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS) auf sich zu vereinen.

Der gemäßigte Islamist Abdallah Dschaballah, Chef der von der an-Nahda-abgespaltenen „Bewegung für eine nationale Erneuerung“ (MRN), sowie der Veteran aus dem Unabhängigkeitskrieg, Jussef Chatib und der Vertreter der modernististschen Minderheit der RND, Mokdad Sifi, dürfen sich kaum Hoffnungen machen.

Drei Kandidaten gelang es nicht, die nötigen 75.000 Unterstützerunterschriften zu sammeln, unter ihnen Algeriens bekannteste Politikerin, die Trotzkistin Louisa Hanoune. Der gemäßigte Islamist Scheich Mahfud Nahnah, der 1995 bei Zérouals Wahl mit 25 Prozent den zweiten Platz belegte, ist dieses Mal nicht mit von der Partie. Er kann nicht nachweisen, im Befreiungskrieg gegen Frankreich aktiv gewesen zu sein.