Lichtblick und Hoffnungsträger

■ Thomas Doll kehrte am Sonnabend bei der 0:2-Niederlage des Hamburger SV gegen Bayern München zurück ins Team. Ein Tor aber erzielte der Ex-Hanseat Hasan Salihamidzic

Am Sonnabend um 16.58 Uhr war es endlich soweit: Nach sieben Jahren, etlichen Monaten, einigen Tagen und vielen Stunden kehrte der Mittelfeldstratege Thomas Doll auf den Rasen des Hamburger Volksparkstadions zurück. Die Bilanz seiner knapp 25 Minuten auf dem Spielfeld kann sich sehen lassen: 22 Ballkontakte, ein Hackentrick, ein Foul, eine Schwalbe und eine Torchance registrierte die taz-Datenbank, zuzüglich der Aktionen während der drei Minuten, in denen der menschliche Rechenschieber sich eine Wurst besorgte.

„Mit meiner Leistung bin ich eigentlich zufrieden“, resümierte der Rückkehrer seinen Kurzeinsatz, „aber entscheidender ist, daß wir verloren haben.“ Auch Doll konnte nicht verhindern, daß der Hamburger SV gegen Bayern München schlecht aussah, schließlich lag der Gastgeber zum Zeitpunkt seiner Einwechslung schon 0:2 im Rückstand. So blieb dem 32jährigen nur, sich artig bei den Fans zu bedanken, die den Hoffnungsträger der durchschnittlichen Mannschaft beständig bejubelten: „Es war toll, endlich wieder vor so einer Kulisse spielen zu können.“

Der gebürtige Mecklenburger deutete am Sonnabend gegen die Bayern an, warum er sich in der Saison 1990/91 in die Herzen der Hamburger dribbelte, ehe er für 16 Millionen Mark an Lazio Rom verkauft wurde. Dieses Geld war der Grundstein dafür, daß der damals hochverschuldete Verein wirtschaftlich überleben konnte. Noch heute freut sich der damalige Präsident und heutige Aufsichtsrat Jürgen Hunke über den Transfer und läßt sich dank der Doll-Millionen als Sanierer der maroden Kassen feiern.

Im vergangenen Sommer kehrte der einstige Publikumsliebling ablösefrei vom AS Bari an die Stätte seiner größten Erfolge zurück. Doch während der Saisonvorbereitung verletzte er sich am Knie – das Karriereende drohte. Nach neun Operationen in fünf Jahren glaubte kaum noch jemand an ein Comeback des ehemaligen Nationalspielers. Doch nach siebenmonatiger Rekonvaleszenz mußte auch Geschäftsführer Werner Hackmann nach dem Spiel am Samstag eingestehen: „Es gab einen Lichtblick, der hieß Thomas Doll.“

Einzig ein Tor wollte dem Gelobten nicht gelingen. Statt dessen erzielte ein weiterer Rückkehrer das 2:0 für die Münchener. In der 40. Minute staubte Hasan Salihamidzic nach einem Zusammenprall zwischen Bayern-Stürmer Giovane Elber und HSV-Torhüter Hans-Jörg Butt allein vor dem Tor stehend ab und wurde in der Folge von den HSV-Fans ausgepfiffen.

Keine ganz neue Erfahrung für Brazzo: Schon als zum Ende der vergangenen Saison der Wechsel des HSV-Stürmers zu den Bayern bekannt wurde, reagierten die Anhänger ähnlich undankbar. Trotz der 19 Tore, die er für die Hanseaten in 72 Spielen erzielt hatte. Zum Vergleich: Thomas Doll traf in 33 Spielen nur viermal.

Eberhard Spohd

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