Rat und Vertrauen für Frauen

Eine Jura-Studentin, drei Professorinnen und eine Verwaltungs-Mitarbeiterin wollen gemeinsam gegen sexuelle Diskriminierung an der Hamburger Universität vorgehen  ■ Von Judith Weber

Was verboten ist, regelt Punkt 3. Daß „sexuell herabwürdigender Sprachgebrauch“ unerwünscht ist, steht da, und daß „entwürdigende und entpersonalisierende Bemerkungen über eine Person oder deren Körper“ zu unterbleiben haben. Dafür, daß diese Regeln an der Hamburger Universität eingehalten werden, wollen nun fünf Frauen sorgen. Eine Studentin, drei Professorinnen und eine Mitarbeiterin der Verwaltung haben sich zum sogenannten Vertrauensrat zusammengeschlossen. Zu ihnen können Studierende, Angestellte oder Lehrende kommen, die sich diskriminiert fühlen, die bedroht oder vergewaltigt wurden. Das Gremium soll der Uni-Leitung regelmäßig – und ohne Namen zu nennen – über angezeigte Fälle berichten und Aktionen gegen sexuelle Gewalt auf dem Campus organisieren.

Das wird auch Zeit. „Es muß endlich was in Gang gebracht werden“, findet Jura-Studentin Claudia Schaefer. Die Einrichtung eines Vertrauensrates ist immerhin Punkt 4.1 der „Richtlinie gegen sexuelle Gewalt“ an der Uni, und die wurde bereits 1996 verabschiedet. In den vergangenen zwei Jahren schaffte die Hochschule es jedoch nicht, fünf engagierte Frauen zusammenzutrommeln. Eine Psychologin sollte dabei sein, eine Medizinerin und eine Juristin. Vorige Woche nun hat der Akademische Senat Claudia Schaefer offiziell zum fünften Mitglied des Gremiums gewählt; im Mai will sich die 25jährige zum ersten Mal mit den anderen Frauen treffen.

Der Vertrauensrat, da sind sich Politikerinnen wie Hochschul-Mitarbeiterinnen einig, hat Vorteile gegenüber einer einzelnen Frauenbeauftragten, wie es sie an der Uni schon gibt. In dem Gremium sitzen „Mitglieder aller Statusgruppen“ zusammen, erklärt Marie Krimmer von der Uni-Arbeitsstelle Frauenförderung. Das fördere die Akzeptanz in der ProfessorInnenschaft und im akademischen Senat. Außerdem haben die fünf Frauen das Recht, in die akademischen Gremien zu gehen und das Thema sexuelle Diskriminierung dort auf die Tagesordnung zu setzen.

Auch die Studentinnen profitieren davon, hofft Julia Koppke, hochschulpolitische Sprecherin der GAL in der Bürgerschaft. „Ihnen fällt es so vielleicht leichter“, sich gegen Belästigungen zu wehren. Momentan können die Betroffenen sich nur an die Frauenbeauftragte ihres Fachbereichs wenden – die meistens eine Lehrende oder Professorin ist. „Da ist die Hemmschwelle größer, als wenn man mit einer Studentin spricht“, glaubt auch Claudia Schaefer.

Wie ihre Arbeit im Vertrauensrat genau aussehen soll, weiß sie derzeit genauso wenig wie die anderen Mitglieder. „Wir müssen erstmal überlegen, wie wir uns organisieren wollen“, sagt die ehemalige Frauenhaus-Mitarbeiterin. Das Ziel allerdings ist schon gesteckt: Die Einrichtung eines Büros gegen sexuelle Diskriminierung an der Hamburger Universität. So eine Stelle gibt es schon an der Hochschule in Bremen. Und in der Hamburger Richtlinie steht sie unter Punkt 4 – noch vor der Einrichtung des Vertrauensrates.