Umzugstango der Behörden

■ Der Kauf des alten Siemens-Hochhauses hat teure Folgen: Im nächsten Jahr müssen sich Tausende von Behörden-MitarbeiterInnen mit einem teuren „Umzug“ befassen

Im Technologiepark Universität stehen die ersten Mauern für das neue Verwaltungsgebäude von Siemens. Ende des Jahres sollen die Mitarbeiter aus dem Hochhaus am Bahnhof in den Neubau umziehen. Der Bremer Senat, der dem Siemens-Konzern die – auf dem freien Markt unverkäufliche – Alt-Immobilie für 19 Millionen Mark abgenommen hatte, muß nun entscheiden, was mit dem Haus werden soll. Eigentlich stand das Problem schon im September 1998 auf der Tagesordnung, mußte aber verschoben werden. Heute nun soll der Senat endlich grünes Licht geben für eine großangelegte Umzugsplanung.

Die Bau-Behörde und nachgeordnete Ämter sollen einziehen, wahrscheinlich auch der Personalrat Schulen. In frei werdende Räume am Ansgaritor soll dann das Umweltressort umziehen, in frei werdende Räume am Doventor eine Behörde des Arbeitsressorts – ein Umzugstango blüht den Behörden in den Jahren 2000 und 2001. Die Parterre-Etage im Siemens-Hochhaus wird nicht, wie das Finanzressort in früheren Überlegungen einmal geplant hatte, als gute Geschäftslage teuer vermietet, sondern wird für ein „Bürger-Service-Zentrum“ behördenintern verplant: Kunden-Service des Amtes für Stadtplanung und Bauordnung soll dort eingerichtet werden. Dort soll „eine ständige Präsentation von Modellen und Plänen mit Ausstellungen zu unterschiedlichen Projekten der Bremer Stadtentwicklung und Architektur“ angeboten werden.

Im ersten Obergeschoß des Siemens-Hochhauses sollen Archiv-Flächen für Bauakten und ein Versammlungsraum entstehen. Die oberen Stockwerke sind für das Bauressort reserviert. Dessen bisherige Räume am Ansgaritor würden dann frei, hier soll das Umweltressort, das vor drei Jahren von hier in die Birkenstraße umzog, wieder zurückkommen. Die bisherigen Räume des Umweltressorts in der Birkenstraße und in der Großen Weidestraße würden Ende des Jahres 2001 „abgemietet“.

In die bisherigen Räume des Bauordnungsamtes am Doventor soll das Hauptfürsorgeamt des Arbeitssenators umziehen, das derzeit an der Faulenstraße 69 untergebracht ist. Das Haus Faulenstraße könnte dann verkauft werden. Im Rahmen des Umzugs-Tangos sind nach den bisherigen Planungen dann aber Ende 2001 noch diverse Büroflächen frei – an der Langenstraße, im „Haus des Reiches“, an der Doventorscontrescarpe und in der Theodor-Heuss-Allee. „Entsprechende Nutzer sind noch zu bestimmen“, heißt es in der Senatsvorlage.

Nicht klar ist auch der Kostenrahmen für die Folge-Umzüge, die 12 Millionen Mark sind allein für das Siemens-Hochhaus angesetzt. „Detallierte Belegung und Kostenermittlung“ sollen bis Mitte des Jahres nachgeholt werden. Allein für die Herrichtung der neuen Räume für das Umweltressort sind 1,8 Millionen Mark angesetzt. Die Kosten der wegen des Umzuges verlorenen Mitarbeiterstunden werden wie üblich in solchen Behörden-Kalkulationen mit „null“ berechnet. „Wegen der erforderlichen Haushaltsmittel ist der Umzug rechtzeitig zu begrüßen“, steht in der Beschlußvorlage, „im übrigen sind die Mittel in den Haushaltsplan 2000 einzustellen.“

Öffentlichkeitsarbeit über diesen Vorgang ist nicht vorgesehen. In der Sache gibt es aber nach der Beschlußvorlage für den Bremer Senat „keine Alternative“. Strittig zwischen Bau- und Finanzressort ist nur, ob den Bauämtern ein 276 Quadratmeter großer Versammlungsraum zugebilligt wird. Für Sitzungen und größere Besprechungen könnte man, argumentiert das Finanzressort, quer über den Rudolf-Hilferding-Platz hinübergehen – im Hause von Finanzsenator Hartmut Perschau stehen noch genügend Versammlungsräume leer. K.W.