Albert Hefele
: Herr Hefele kriegt zwei Minuten

■ Wie Biolek und Gina Wild unter der Dusche meine Liebe zum Sport zerstörten

Ich weiß nicht, ob das Ihnen auch so geht. Mir geht es manchmal so, daß mich so ein Gefühl allgemeiner Ödnis befällt, Kann man das sagen: „allgemeine Ödnis“? Als befände ich mich in einer emotionalen Wüstenei. Sind das nicht schöne Worte: „Ödnis“ ... „Wüstenei“ ...? Trotzdem genug damit. Ich laß' das mal alles so stehen und fahre fort. Zwischendurch – oft anläßlich eigentlich nichtiger Ereignisse – wird mir die Nutzlosigkeit unseres Tuns, unseres Seins als Individuum und gesellschaftlicher Faktor so richtig bewußt. Hören Sie mir bitte weiter zu: Das außerhalb von mir zu sein Scheinende, scheint sich von mir zu entfernen, sanft von dem Zentrum meines innersten Selbst Abschied zu nehmen... nein, ich habe keinerlei Drogen konsumiert.

Noch mal und verdichtet: Mein innerstes Ich fragt sich: „Geht mich das noch was an?“ Ich will Ihnen ein Gleichnis geben. Letzte Woche kam eine Nachricht betreffs des Eishockeysports zur Ausstrahlung. Ich war ehrlich gesagt fast überrascht, daß es den Eishockeysport noch gibt. Ich konnte mich nämlich nicht erinnern, daß ich es während der letzten zwei, drei Jahre zu Wege gebracht hätte, ein ganzes Spiel zu verfolgen. Schemenhaft dämmerten Fragmente „wichtiger“ Spiele aus dem Langzeitgedächtnis herauf, die mir an grauen Sonntagen, zur Kinderstundenzeit während des Durchzappens begegnet waren. Irgendwer in den Ganglien sagte: „Schäfer I – III“, aber ich konnte diese Information nicht mehr zuordnen. Dabei habe ich diesen Sport einmal geliebt. Gutes, altes Eishockey.

Zurück zur Nachricht. Im Film waren mehrere Männer, die angeblich bekannte Spieler der Frankfurter Lions sind, zu sehen, und Friseusinnen, die ihnen Farbe auf den Kopf gossen. Die Nachricht hieß: Die Spieler der Frankfurt Lions ließen sich anläßlich der nun beginnenden Meisterschaftsrunde ihre Haare rot färben. Ihrem Sponsor – der, wenn ich mich recht erinnere, Mobiltelefone herstellt – zu Gefallen. Die angeblich bekannten Spieler (früher kannte ich einmal viele, viele Eishockeyspieler) grienten in die Objektive, als hätten sie etwas ziemlich Außergewöhnliches, zumindest überdurchschnittlich Pfiffiges vollbracht... Haare rot färben. Tja.

Im Anschluß war ein anderer Spieler, den ich noch weniger kannte, damit beschäftigt, eine Pornodarstellerin namens Gina Wild unter der Dusche einzuseifen. Frau Wild sprach anschließend zu uns Zusehern, daß sie es eine gute Idee fände, mit den Profis Schlittschuh zu fahren und anschließend gemeinsam zu duschen, um ihnen dergestalt neue Freude am Spiel und damit Erfolg zu ermöglichen. Sinngemäß jedenfalls sagte sie das. Ich war etwas ratlos, weil ich doch den Eishockeysport einmal sehr geliebt habe.

Kurz darauf begegnete mir via TV einer meiner ausgesuchten Lieblinge, Herr Johannes B. Kerner. Er kreuzte mit dem evtl. mit ihm verwandten Alfred Biolek die Kochgeräte und buk ein „Wiener Schnitzel“. Dabei ist mir erstens aufgefallen: Kerner hat ein rechtes Ohr, das ihm fast rechwinklig absteht (so, als ob man ihn daran lange und ausgiebig gezogen hätte). Zweitens: Alfred Biolek sollte endlich einmal an seinem falschen Lachen arbeiten. Ich meine – daß er eigentlich gar nicht lachen möchte, ist klar. Nur sollten sich die Laute, die er absondert, wenigstens entfernt so anhören. Drittens: Im Bereich der Kommunikation gelten die Gesetze der Mathematik nicht. Will heißen: Wenn sich zwo langweilige Menschen (minus) unterhalten, ergibt sich daraus nichts Zuhörenswertes (plus), sondern es bleibt völlig hohl und nichtssagend (minus). Ich war etwas angewidert, denn ich konnte beide – sowohl Biolek als auch Kerner – noch nie leiden.

Zu allem Unbill ist seit gestern auch noch ein Spanier die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste. Einer dieser spanischen Tennisspieler, die – zumindest als Tennisspieler – so interessant sind wie Alfred Biolek beim Soßerühren. Dabei habe ich diesen Sport einmal geliebt...

Meine innere Wüstenei wächst und wächst. Ich trage mich mit dem Gedanken, Zen- Buddhismus zu praktizieren.