Kosovo-Albaner wollen zustimmen

Delegationsleiter der Albaner kündigt Annahme des Friedensplans an. Belgrad bleibt stur. Vertreter der Kontaktgruppe wollen mit Milošević verhandeln  ■ Aus Paris Andreas Zumach

Nachdem die Kosovo-Albaner gestern schriftlich ihre Annahme des Automieplans der Balkan- Kontaktgruppe erklärt haben, konzentrieren sich jetzt alle diplomatischen Bemühungen auf die Zustimmung der serbischen Regierung. Statt einer Fortsetzung der gestern morgen in Paris eröffneten zweiten Runde der Kosovo- Konferenz werden sich voraussichtlich schon heute Unterhändler der Kontaktgruppe zu direkten Gesprächen mit Präsident Slobodan Milošević nach Belgrad begeben.

Die schriftliche Zustimmung der Kosovo-Albaner erfolgte gestern morgen in einem Schreiben ihres Delegationschefs Hashim Thaci an die beiden Vorsitzenden der Pariser Konferenz, die Außenminister Frankreichs und Großbritanniens, Hubert Védrine und Robin Cook. In dem Schreiben kündigte Thaci an, die kosovo-albanische Delegation akzeptiere den Autonomieplan „als Ganzes“ und werde ihn unterschreiben.

US-Außenministerin Madeleine Albright erhielt eine entsprechende telefonische Zusicherung Thacis. Informell verlautete in Paris, die formelle Unterzeichung des 82seitigen Autonomieplans durch die kosovo-albanische Delegation sollte noch gestern abend, spätestens heute morgen stattfinden.

Der Leiter der serbischen Delegation in Paris, Vizepremierminister Milan Milutinović, reiste gestern nachmittag, unmittelbar nach Bekanntgabe der Zustimmung der Kosovo-Albaner, nach Belgrad ab. Zuvor hatten Vertreter seiner Delegation nicht nur Belgrads kompromißlose Ablehnung der im militärischen Annex des Autonomieplans vorgesehenen Stationierung ausländischer Truppen im Kosovo unter Führung der Nato bekräftigt. Sie stellten auch eine Reihe von Punkten aus dem politischen Teil des Plans, denen die Delegation bei der ersten Konferenzrunde im Februar in Rambouillet bereits zugestimmt hatten, wieder in Frage.

Nach der Entscheidung der Kosovo-Albaner zur Unterzeichnung des Autonomieplanes wurde in Paris gestern über zwei Szenarien für die nächsten Tage und – möglicherweise sogar – Wochen spekuliert: Belgrad bleibt bei seiner unnachgiebigen Haltung, und die Nato gerät dadurch unter wachsenden Druck, ihre von Rußland scharf kritisierte und auch innerhalb der Allianz umstrittene Drohung mit Luftangriffen gegen militärische Ziele in Serbien wahrzumachen.

Oder Milošević läßt sich jetzt doch noch auf Verhandlungen über das Mandat, die Zusammensetzung und die Kommandostrukturen einer im Kosovo zu stationierenden internationalen Truppe ein.