Grüner Kanzler

Ein heikler Augenblick, aber die Bonner Republik hat auch den überstanden: Erstmals in der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde eine Kabinettssitzung von einem Grünen geleitet. Mehr Fischer, weniger Schröder – so lautete die gestrige Gefechtslage. In Abwesenheit des Bundeskanzlers spielte der Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer den Chef. Nicht nur das: Da Fischer nur eine Stunde Zeit hatte (ein dringender Termin bei der bulgarischen Außenministerin!!!), wurde für heute prompt eine zweite Kabinettssitzung anberaumt. Einziger Tagesordnungspunkt gestern: die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts. Von Minderwertigkeitsgefühlen wurde Fischer nicht geplagt. Ohne Zögern ließ er sich in des Kanzlers Stuhl fallen, dessen Lehne 20 Zentimeter höher ist. Jetzt sind die Grünen wirklich angekommen. J. K.