■ Soundcheck
: Karate

Gehört: Karate. Am beweglichsten war zweifellos die Bass-Drum. Während sich die Bühnenshow der Indie-Rocker Karate im gelegentlichen Oberkörperwippen von Sänger und Gitarrist Geoff Farina erschöpfte, ruckelte das Schlagzeug während des gesamten Konzerts im vollgestopften Molotow höchst agil gen Publikum. Zweimal mußte deshalb eine Zwangspause eingelegt werden, um Trommeln und Becken wieder zurechtzurücken.

Das war aber zum Glück auch die einzige Panne an diesem Abend. Die mimische und gestische Statik auf der Bühne, die höchstens mal durch ein konzentriertes Runzeln Farinas buschiger Augenbrauen durchbrochen wurde, sagt nämlich noch längst nichts aus über die Musik des Bostoner Trios. Bewegungsfanatiker kommen zwar weniger auf ihre Kosten, wenn der Sänger mit stoischer Miene und gebrochener Stimme über Verlassenwerden und Resignation sinniert, stets getrieben vom dumpf pochenden Herzschlag der Drums und Jeffrey Goddards ruhigen Bassläufen. Doch Karate gelten schließlich nicht ohne Grund als Meister sorgfältig vorbereiteter Spannungsbögen und klug gesetzter Harmonie- und Tempowechsel. Wer sich deshalb beim mal melancholisch plinkernden, mal leidenschaftlich rauschenden Auf und Ab der Gitarreninstrumentals langweilte, war vielleicht einfach noch nicht in der richtigen Stimmung für den zwischen Codeine und Fugazi pendelnden Post-Core: Die süßlichen Rauchschwaden, die an diesem Abend über die Köpfe des Publikums zogen, waberten dort schließlich nicht ohne Grund – sprichwörtlichen Slowmo-Rock genießt man wohl am besten in völlig entspanntem Zustand.

Kristina Maroldt