Zukunft der Drogenhilfe

■ GAL kritisiert Suchtbericht des Senats und Rolle des Drogenbeauftragten

Keine Krankenkasse habe ihm jemals die Akupunkturbehandlung eines suchtkranken Patienten bezahlt. In nur rund 60 Prozent aller Fälle hätten die Sozialämter die Kosten übernommen. Peter Zamory, gesundheitspolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion und selbst praktizierender Arzt, konterkarierte mit seinen eigenen Erfahrungen die Worte von Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD). Die hatte am Vortag behauptet, Krankenkassen und Sozialämter würden die Akupunkturbehandlung Drogensüchtiger zahlen, soweit eine ärztliche Verschreibung vorliege. Zamory erwägt nun, beispielhaft eine Krankenkasse zur Zahlung zu verklagen.

Am Vortag hatte der Verein „Palette“ angekündigt, seine Akupunkturambulanz zu schließen. Aus Geldmangel – obwohl sich Roth wiederholt für diese Behandlungsmethode stark gemacht hatte. Zamory räumte ein, daß für die Finanzierung nicht die Senatorin, sondern die Krankenkassen verantwortlich seien. Da Akupunktur nicht wissenschaftlich anerkannt sei, lehnten diese die Bezahlung jedoch ab.

Am Suchtbericht des Senats, den Roth am Dienstag vorgestellt hatte, monierte Zamory, daß Kritikpunkte der GAL nicht berücksichtigt worden seien. Zwar habe Roth die Formulierung getilgt, nach der die Zusammenarbeit mit den Drogenhilfeträgern, die sich nicht an die Leistungsvereinbarungen halten, zum Jahresende aufgekündigt werden sollte. Doch die Leistungsvereinbarungen sollen nun lediglich „weiterentwickelt“ werden, während Zamory eine Neufassung unter Mitwirkung der Träger fordert. Voriges Jahr hatten fünf Träger die Richtlinien aufgekündigt.

Zamory forderte darüberhinaus, extern prüfen zu lassen, wie sinnvoll jährlich die 52 Millionen Mark für Drogenhilfe ausgegeben werden. Die Frage zukünftiger Finanzierungskonzepte habe der Suchtbericht unbeantwortet gelassen.

Kritisch äußerte sich Zamory zur Rolle des Hamburger Drogenbeauftragten, Horst Bossong. Auch dessen Arbeit gehöre „unters Mikroskop“. Denn Bossong sei Zuwendungsgeber und Bedarfsplaner zugleich und damit „überfordert“. Zamory meint: „Die Fachdiskussion über Drogenpolitik ist unter Bossong eingeschlafen“. ee