Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

A Bug's Life USA 1998, R: John Lasseter / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Das große Krabbeln“. Kurzkritik siehe dort UFA-Palast

Aimée & Jaguar Deutschland 1999, R: Max Färberbock, D: Maria Schrader, Juliane Köhler, Heike Makatsch

„Deutschland 1943: Die lesbische Jüdin Felice (Maria Schrader) lebt im Untergrund, arbeitet bei einer Zeitung und verführt die vierfache Mutter Lilly Wurst (Julianne Köhler). Die Geschichte ist wahr, Frau Wurst, 85, lebt heute in Berlin. Der Film leidet an Eitelkeit und Pathos. Julianne Köhler aber, Theaterbesuchern ohnehin ein Begriff, ist als sture, treue Musterdeutsche eine Entdeckung. (Der Spiegel) CinemaxX, Gondel, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

American History X USA 1998, R: Tony Kaye, D: Edward Norton, Edward Furlong

„Nachdem er zwei Schwarze umgebracht hat, landet ein amerikanischer Skinhead im Gefängnis und wandelt sich zum guten Menschen. Verständnisvoll nähert sich der Film seinem arischen Helden und feiert dabei dessen neonazistische Gewalttaten in erlesener Schwarzweiß-Fotografie und Zeitlupe. Für den Weg ins Neonazi-Lager liefert der Film gleich drei Erklärungen: Papa hat Angst um den Arbeitsplatz, Mutti raucht zuviel und die Neger machen immer Stunk“ (tip) CinemaxX

Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John

„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – braucht sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den Special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat. Dringend muß auch die Inszenierung bekrittelt werden, die über weite Strecken flau und seltsam lustlos daherkommt, als habe es Regieroutinier Claude Zid allemal ausgereicht, die hübsch verkleideten Darsteller in den wunderschön aufgebauten Sets ihre Figuren ins Bild zu bringen und die allseits bekannten Zeilen aufsagen zu lassen.“ (Zitty) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)

Asterix – Sieg über Cäsar Frankreich 1985, R: Paul & Gaetan Brizzi

Zum direkten Vergleich nun auch der alte Zeichentrickfilm. UFA-Palast

Ausnahmezustand USA 1998, R: Edward Zwick, D: Denzel Washington, Bruce Willis

„Islamische Terroristen zünden Bomben im Allerheiligsten Amerikas: in Schulen, einem Broadway-Theater und dem Hauptquartier des FBI in New York. Da wird nicht lange gefackelt. FBI-Agent Anthony Hubbard (brilliant: Denzel Washington) exekutiert nur Einzeltäter; General Devereaux (humorlos: Bruce Willis), sein Armee-Konkurrent bei der Bekämpfung der Staatsfeinde, pfercht gleich alle Moslems von Manhattan in Internierungslager. Bigottes Propagandawerk.“ (Der Spiegel) Filmstudio

B

Barracuda Deutschland/Frankreich 1997, R: Philippe Haim, D: Jean Rochefort, Claire Keim / Originafassung mit Untertiteln

„Philippe Haim terrorisiert seine Zuschauer vorbildlich nach grotesk-absurdem Muster: Seine Verbindung aus Spannung und ironischer Boshaftigkeit erinnert an „Delicatessen“.“ (Kommunalkino) Kino 46

Barry Lyndon Großbritainien 1975, R: Stanley Kubrick, D; Ryan O'Neal, Marissa Berenson, Hardy Krüger

„Mitte des 18. Jahrhunderts: Nach Kriegsdienst in der englischen und der preußischen Armee per Heirat in die höchsten Gesellschaftskreise aufgestiegener junger Ire scheitert durch Skrupellosigkeit und kehrt schließlich verarmt und als Krüppel in seine Heimat zurück. Kubricks konsequenter Stilwille und der bis ins Detail künsterlisch kontrollierte Aufwand machen diesen Film zu einem großen, vielschichtigen Zeitportrait, in dem sich private und gesellschaftliche Dimensionen nahtlos verbinden.“ (Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

Blade USA 1998, R: Stephen Norrington, D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson

„Blade, ein Mensch-Vampir-Hybrid, wurde von Whistler, einem Vampirjäger, darauf abgerichtet, die Kreaturen der Nacht zu töten, deren Aktivitäten immer tollkühner und organisierter werden. Blades Gegenspieler, ein Vampir namens Frost, hofft, die etablierte Vampir-Aristokratie zu stürzen, indem er eine Serie von apokalyptischen Geschehnissen auslöst – die von Vampirpropheten vorhergesagt wurden und die dazu führen sollen, daß die Vampire die Menschheit beherrschen. Man sagt oft, daß die Filme heute wie Comics wirken, aber wie oft stimmt das wirklich? Im Fall von „Blade“ – der auf einem Marvel-Comic basiert – kann ich erfreut berichten, daß all die gespenstischen Farben, phantasmagorischen Bilder, rücksichtlose Action, byzantinischen Intrigen und sublimierten Homoerotismen, die das Comic-Genre auszeichnen, hier in liebevollen Details glänzen. Besonders in diesem Jahr der enttäuschenden Großproduktionen Hollywoods ist „Blade“ knallig erfolgreiche Unterhaltung.“ (Sight and Sound) Filmstudio

Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz

In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. (hip) Schauburg

C

Cartoon Frankreich 1988-96

Neun Animationsfilme für Kinder aus Frankreich Kino 46

Central Station Brasilien/Frankreich 1997, R: Walter Salles, D: Fernanda Montenegro, Vinicius de Oliveira

„,Mit Gott folge ich meinem Schicksal' steht auf dem Schild an einem Lastwagen, mit dem die ehemalige Lehrerin Dora und der neunjährige Josué durch Brasilien reisen. Sie sind auf der Suche nach Josués Vater, doch diese Schicksalsgemeinschaft ist keineswegs harmonisch. Dora, die sich ihren Lebenunterhalt mit Briefeschreiben am Hauptbahnhof von Rio verdient, hatte für Josués Mutter eien Brief an ihren Mann verfaßt. Minuten später stirbt diese bei einem Unfall. Josué hat niemanden mehr außer Dora; und die nimmt sich, zunächst nur widerwillig, seiner an. Ein wunderschönes, poetisches Roadmovie mit erfrischendem Witz und zwei Hauptdarstellern, die man nicht sofort, doch dann um so inniger ins Herz schließt.“ (TV-Spielfilm) Atlantis, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Comment je me suis disputé (ma vie sexuelle) Frankreich 1996, R: Arnaud Desplechin, D: Mathieu Amalric, Emmanuelle Devos / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Wie ich mich durchgeschlagen habe (mein Sexualleben)“. Wenn das kein vielversprechender Titel ist! Kino 46

D

Das doppelte Lottchen Deutschland 1950, R: Josef von Baky, D: Jutta und Isa Günther, Liesl Karstadt

„Elfjährige Zwillingsschwestern, durch die Scheidung ihrer Eltern in frühester Kindheit getrennt, finden sich durch Zufall in einem Ferienheim und spinnen eine heiter listige Intrige, um Vater und Mutter wieder zu vereinen. Sympathische und rührende Familienkomödie nach dem Kinderroman von Erich Kästner.“ (Lexikon des internationalen Films) Schauburg

23 Deutschland 1998, R: Hans-Christian Schmid, D: August Diehl, Fabian Busch, Dieter Landuris

„Die USA führten auf dem Bikini-Atoll 23 Atomtests durch. Unbekannte erschossen Schwedens Premierminister Olaf Palme um 23.23 Uhr. Zufall? Der Schüler Karl Koch sieht in der Zahl 23 den Schlüssel zu einer Weltverschwörung, wie sie Robert Anton Wilson in seinem Buch „Illuminatus!“ beschreibt. Allein aus dieser Theorie kann sich der 19jährige das Chaos erklären, das ihn 1986 umgibt: Terror, Kalter Krieg, atomare Bedrohung. Ein kleiner Computer hilft bei der Suche nach der Wahrheit. Karl klingt sich in fremde Rechner ein, bekämpft die Müdigkeit mit Drogen und spinnt seine Verschwörungstheorie weiter. Hans-Christian Schmid macht das Wunder wahr: Sein auf Tatsachen beruhender Film ist ein deutscher Thriller, der fesselt, zum Nachdenken anregt und das Zeitgefühl der 80er Jahre widerspiegelt. Zudem bringt er den stärksten Neuzugang des deutschen Kinos auf die Leinwand: den Berliner August Diehl. Er verkörpert den „echten“ Karl Koch, der 1989 auf ungeklärte Weise starb – mit 23 Jahren, am 23. Mai.“ (TV-Spielfilm) Cinema

Düstere Legenden USA 1998, R: Jamie Blanks, D: Alicia Witt, Jared Leto

„Ein naher, aber nicht ganz so cleverer Verwandter der „Scream“-Familie: Moderne Mythen sind der Aufhänger dieser Metzelmär. Kennt man hierzulande Schauer-Stories á la „die Spinne in der Yuccapalme“, ist's in der USA eben der Axt-Mörder auf der Rückbank oder jener unheimliche Anrufer, der sich bereits im selben Haus befindet. Mit solcherlei Gruselgags vertreiben sich in diesem Film Studenten an einer US-Uni die Abende, bis ihnen die schalen Späße eines Tages im Halse steckenbleiben, weil irgendein Witzbold die Geschichten in die Tat umsetzt und ein schönes, junges Wesen nach dem anderen ins gepflegte Uni-Gras beißt. Die gar nicht mal üble Idee, den Mords-Reigen auf diese Weise zu legitimieren, hatte ein 22jähriger Filmstudent, die Regie vertraute man einem unbescholtenen 26jährigen Australier an. So ist wohl zu erklären, daß trotz kühler Kosten-Nutzen-Analyse (Teenies + Killer + Ironie - Produktion = immer noch großer Reibach) „Düstere Legenden“ einen so frischen Eindruck macht“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

E

Ein einfacher Plan USA 1998, R: Sam Raimi, D: Bill Paxton, Billy Bob Thornton, Bridget Fonda

"So simpel kann kein Plan sein, daß die Sache nicht schiefgehen könnte, anderenfalls würde ja auch keine Geschichte daraus. Hier stolpern drei ziemlich unbedarfte Kumpel im tiefen Schnee von Minnesota über einen toten Gangster, der in einer Tasche ein paar Millionen bei sich hat; und der Versuch, diese Beute einfach einzusacken, stürzt das Dilettanten-Trio in immer abstrusere, immer komischere, immer blutigere Kalamitäten. Regisseur Sam Raimi, sonst meist für parodistischen Humor geschätzt, wagt sich diesmal nicht nur geographisch aufs Terrain seiner alten Freunde, der Coen-Brothers – nicht ohne Glück im Detail, doch ihr „Fargo“ bleibt ein fernes Ziel.“ (Der Spiegel) City

Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant

In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Filmstudio

En avoir (ou pas) Frankreich 1995, R: Laetitia Masson, D: Sandrine Kiberlain, Arnaud Giovanni / Originalfassung mit Untertiteln

„Wie sich der schlichte, schäbige Arbeitslosenstoff mit Farbe, Gefühl und Lebendigkeit füllt, macht den überraschenden Reiz diese Erstlingsfilms aus und seinen Zauber die Hauptdarstellerin Sandrine Kiberlain, die graziös und langhalsig wie ein gerupftes Schwänchen durchs Leben flattert.“ (Der Spiegel) Kino 46

Entr'acte Frankreich 1924, R: René Clair, D: Man Ray, Marcel Duchamp, Eric Satie / Stummfilm mit Live-Musik-Begleitung

„Entr'acte“ entstand im Auftrag von Rolf de Maré und war als kurzes „Zwischenspiel“ für ein Ballett gedacht. Francis Picabia, damals ein Wortführer der Dadaisten, schrieb ein Drehbuch, das auf die übliche Handlung verzichtet und eine Folge absurder Situationen schildert. Das Ergebis war „cinéma pur“, mit dem ein Teil der damaligen französischen Avantgarde gegen den üblichen Kunstbetrieb im Kino protestieren wollte.“ (Reclams Filmführer) Kino 46

E-M§il für Dich USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan

„Seit „Schlaflos in Seattle“ gelten Tom Hanks und Meg Ryan als Dream-Team des Biedersinns. Nun spielen sie zwei Buchhändler, die sich erbittert Konkurenz machen, aber im Internet unwissentlich eine innige Freundschaft pflegen. Die beiden Schauspieler zappeln mit geöltem Charme durch das Remake des Lubitsch-Klassikers „The Shop around the Corner“. Trotzdem fehlt dieser Romanze ein wenig Herzblut, da halfen auch nicht die paar Millionen Dollar, mit denen der Online-dienst AOL den Film gefördert hat.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Ziegelhof-Kino (Ol), Solitaire-Kino (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Die Ewigkeit und ein Tag Griechenland 1998, R: Theo Angelopoulos, D: Bruno Ganz, Isabelle Rennauld

„Auch der jüngste Film von Angelopoulos, der im letzten Jahr in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, spielt in den herben, verschlossenen Landschaften Nordgriechenlands, wo noch über den sonnigen Tage eine Stimmung des Abschiednehmens liegt. Er handelt von einem Mann, der nicht mehr lange zu leben hat und nun, vor dem Eintritt ins Spital, seine letzten Angelegenheiten ordnet. Bruno Ganz verkörpert in einer sehr dichten, geschlossenen Leistung diesen todkranken Schriftsteller, dem in der Rückschau auf sein unerfülltes Leben Bilder seiner Ehe und aus seiner Jugend aufsteigen, und er plötzlich neue Energien schöpft aus der Begegnung mit einem Albanerjungen, der illegal ins Land gekommen ist.“ (Neue Zürcher Zeitung) Cinema

F

Falsches Spiel mit Roger Rabbit USa 1988, R: Robert Zemeckis, D: Roger Rabbit, Bob Hoskins

„Eine parodistische Kriminalgeschichte, in der Zeichentrickfiguren, die sogar eine eigene Stadt haben, und Menschen mit- und gegeneinander agieren. Ein Detektiv muß eine komplizierte Intrige um ein Zeichentrickkaninchen entwirren und dazu ein bißchen so werden wie die Trickfiguren. Der Film fasziniert durch seine atemberaubend perfekte Technik und seine aufwendigen Effekte in der Kombination von Real- und Zeichentrickfilm.“ (Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

Familiensache USA 1998, R: Carl Franklin, D: Meryl Streep, Renée Zellweger, William Hurt

„Mutti ist um die 50 und ein wenig breit in der Taille, sie backt, bastelt und lächelt zuviel, eine amerikanische Muster-Hausfrau wie aus dem Home-sweet-home-Katalog. Daß Mutti nicht so lieb und doof ist, wie alle glauben, erweist sich erst, als sie schwer an Krebs erkrankt. Da verpflichtet ihr putz- und pflegeunwilliger Gatte die verzogene Tochter, die zu Karrierezwecken in die Großstadt entflohen war, zum Einsatz an der Familienfront. Erst schmollt die Tochter, die nie so hausbacken werden wollte wie Mutti, später aber lernt sie von der Sterbenden, daß Herzensbildung wichtiger ist als ein 100.000-Dollar-Job. Das erbauliche Werk schafft es immerhin, nicht ganz im tiefen Tal der Tränen zu versinken. Einziger Grund: Mutti wird gespielt von Meryl Streep, die auch den Kalenderweisheiten des Drehbuchs noch ihre ganz private Wahrheit abringt.“ (Der Spiegel) Atlantis, CinemaxX, Ziegelhof-Kino (Ol)

Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen

Thomas Vinterbergs „Das Fest“ steht in einer lange Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über eine Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. (hip) Cinema

Full Metal Jacket USA 1987, R: Stanley Kubrick, D: Matthew Modine, Adam Baldwin

Dieser Film ist eine Zumutung: Kubrick verzichtet auf alle Konventionen, mit denen Filmemacher ihre Stoffe für das Publikum konsumierbar oder unterhaltsam machen. Er buhlt nicht um die Sympathien der Zuschauer; er zeigt brutal, mit fast erdrückender Intensität, im ersten Teil die Abrichtung junger Marines zu Tötungsmaschinen, im zweiten Teil deren chaotischen Einsatz während der Tet-Offensive. Kubrick verweigert uns jede Erleichterung durch Sentimentalität oder Identifikation mit den Guten, Abgrenzung gegen die Bösen. Er macht es uns auch nicht einfach, in einzelnen Szenen mit dem Zeigefinger auf den bösen Krieg zu zeigen. So, wie der Soladt Joker gleichzeitig an der Jacke das Friedenszeichen und auf seinem Helm die Aufschrift „Born to Kill“ trägt, gibt auch Kubrick keine eindeutigen Antworten. „Full Metal Jacket“ ist nicht kalt und gefühllos, wie einige Kritiker sagen, aber, wie letzlich alle Filme Kubricks, zutiefst pessimistisch. (hip) Filmstudio

Funny Face USA 1957, R: Staley Donen, D: Audrey Hepburn, Fred Astaire, Kay Thompson / Originalfassung ohne Untertitel

„Stylish and higly stylized musical with Astaire as fashion photographer who turns Hepburn into chic Paris model. Top Gershwin score, striking use of color, entertaining performance by Thompson as magazine editor.“ (Leonard Maltin) Kultursaal der Angestelltenkammer

G

Généalogies d'un crime Frankreich 1966, R: Raoul Ruiz, D: Catherine Deneuve, Michel Piccoli / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Karikatur psychoanalytischer Therapie, Kritik an der Pariser Intellektuellenszene, Metafilm, das Leben: Catherine Deneuve und Michel Piccoli in seinem Film von Raoul Ruiz“ (taz) Kino 46

Das große Krabbeln USA 1998, R: John Lasseter

„Der zweite komplett computeranimierte Walt-Disney-Film: ein Volltreffer. Der Überlebenskampf einer Ameisenkolonioe wird witzig erzählt, die Animationen sind ein technisches Wunderwerk. Regisseur John Lasseter hat es genau richtig gemacht: kein Animationsfilm für Erwachsene, sondern ein Märchen, um das Eltern ihre Kinder beneiden. Spielbergs „Antz“ sehen da ziemlich alt aus.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall-Kino (Ol), Solitaire (Westerstede)

H

Hair USA 1979, R: Milos Forman, D: John Savage, Treat Williams / Originalfassung ohne Untertitel

„Galt MacDermot's hit musical play celebrated the 60s as the Age of Aquarius; unfortunately, it's now a period piece and its impact considerably muffled. Story of straitlaced midwesterner who falls in with N.Y. hippies has exciting musical moments, but doesn't hang together.“ (Leonard Maltin) Kultursaal der Angestelltenkammer

Happiness USA 1998, R: Todd Solondz, D: Jane Adams, Dylan Baker, Lara Flynn Boyle, Ben Gazzara

„Eine schwarze Satire über die Suche dreier Schwestern nach dem persönlichen Glück. Doch statt diesem finden sie Einsamkeit und erschreckende menschliche Tragödien und Abgründe. Der Film ist eine atemberaubende Mischung aus Humor und Horror, ein Hochseilakt der Gefühle, der am Schluß, trotz der ernsten Themen, die der Film anschneidet, mit einem hoffnungsvollen Twist endet.“ (Zoom) Europa

J

Jack Frost USA 1998, R: Troy Miller, D: Michael Keaton, Kelly Preston

„Michael Keaton stirbt relativ schnell in dieser arg rührseligen Familiengeschichte, doch er kehrt zurück – in der Gestalt eines Schneemanns, der sich um Sohn Charlie kümmert. Arg kitschiger Familienfilm mit gutgemeinter, aber eher banaler Message. Cool ist anders.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

L

Late Show Deutschland 1999, R: Helmut Dietl, D: Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Veronica Ferres, Jasmin Tabatabai

„Dietl, seit „Schtonk“ und „Rossini“ deutscher Meister der subtilen Gemeinheiten, hält auch in seiner dritten Kinosatire das gewohnte Niveau, spielt gekonnt mit allen Klischees über die TV-Welt der Quoten und Quatschköpfe, ohne ihnen jemals auf den Leim zu gehen. Die Besetzung ist wie immer handverlesen, einschließlich der beiden Nichtschauspieler in den tragenden Rollen: Harald Schmidt legt als wieseliges Manager-Wrack ein glänzendes Debüt hin, Thomas Gottschalk wächst einem als blaublütiger, idealistischer Strahlemann richtig ans Herz. Und wer außer Dietl würde auf die Idee kommen, als lederverschnürten Moderator eines Erotik-Talks („Sex mit Ziegen“) den dicken Dieter „Sperling“ Pfaff zu wählen?“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)

La vie de Jésus Frankreich 1997, R: Bruno Dumont, D: David Douche. Kader Chaatouf / Originalfassung mit Untertiteln

„Einen Teil seiner Authentizität verdankt der Film der Tatsache, daß die Darsteller über die Arbeitslosenliste im Rathaus von Bailleul gesucht wurden und mehr oder weniger ihr eigenes Leben spielen.“ (Kommunalkino) Kino 46

Lebe lieber ungewöhnlich Großbritannien 1997, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Cameron Diaz

„Es gibt einige Momente in diesem Film, bei denen es möglich wird, die sexy, surrealistische Komödie zu erahnen, die Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor John Hodge wohl gerne gemacht hätten. Aber mit schlechtem Timing, unzusammenhängend und uneben, ist dieser so ambitionierte Film nur faszinierend im Umfang seines Scheiterns.“ (Sight and Sound) Filmstudio

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das Ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerien und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (Neue Zürcher Zeitung) Atlantis, Casablanca (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

L'école de la chair Frankreich 1998, R: Benoit Jacquot, D: Isabelle Huppert, Vincent Martinez

„Hier handelt es sich um jene Art von französischem Feinkostkino, das vor allem mitfühlende Frauenherzen anspricht – eine tränenselige Rolle für eine wunderbare Schauspielerin nach dem Rezept: Liebesgeschichten müssen, um schön zu sein, nicht auch noch gut ausgehen.“ (Der Spiegel) Kino 46

Le septiéme ciel Frankreich 1997, R: Benoit Jacquot, D: Sandrine Kiberlain, Vincent Lindon / Originalfassung mit Untertiteln

„Der Regisseur hat versucht, die Grenze zwischen Realität und Traum bewußt

zu verwischen.“ (Kommunalkino) Kino 46

M

Man No Run Frankreich 1989,, R: Claire Denis / Originalfassung mit Untertiteln

Dokumentarfilm über die Tournee der Kamerun-Band „Les Tetes Brulées“ (Kommunalkino) Kino 46

Meschugge Deutschland 1998, R: Dani Levy, D: Dani Levy, Maria Schrader

„Neo-Nazis haben einen Brandanschlag verübt – und bringen dadurch ein dunkles Familiengeheimnis ans Licht. Die Neo-Nazis kommen zwar davon, dafür aber wird am Ende ein Alt-Nazi dingfest gemacht. Dazwischen liegen der Tod einer Jüdin, der Beginn einer vielleicht unmöglichen Liebe und eine detektivische Schnitzeljagd über zwei Kontinente. Von Anfang an legt „Meschugge“ eine hohes Tempo vor und weckt große Erwartungen und Neugier, doch der Film will zuviel: Liebesgeschichte, Thriller und Geschichtsbewältigung kommen sich immer wieder in die Quere.“ (tip) City, Gloria (Del)

Mr. Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds

„Atkinson und sein Regisseur Mel Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmhelden wie Langdon und Keaton sowie modernen Leinwandkaspern wie Lewis und Carey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplicissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein.“ (Blickpunkt: Film) CinemaxX

N

Nénette et Boni Frankreich 1996, R: Claire Denis, D: Grégoire Colin / Originalfassung mit Untertiteln

„Film über einen Pizzabäcker in Marseille und seine Schwester.“ (Kommunalkino) Kino 46

P

Payback USA 1999, R: Brian Helgeland, D: Mel Gibson, Gregg Henry, Maria Bello

„Der Gangster Porter (Mel Gibson) wird erst gelinkt, dann stirbt seine Frau an einer Überdosis – und ihr Mann will nur noch Rache. Diese Variation des Lee-Marvin-Thrillers „Point Blank“ schwelgt in Brutalität und Selbstironie. Spannung kommt allerdings kaum auf, denn schnell wird klar: Außer Gibson sind alle Beteiligten Idioten und werden daher umgehend erschossen.“ (Der Spiegel) CinenmaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del), Wall-Kino (Ol)

Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas

Die Romanvorlage von Nicolas Evans ist bereits ein Bestseller, und einige enthusiasmierte Leserinnen aus meinem Bekanntenkreis warten schon seit Monaten sehnsüchtig auf den Film. Für solch ein Publikum kann der Film gar nicht lang genug sein, aber seltsamerweise stört man sich auch als unvorbelasteter Zuschauer nicht an seinen 159 Minuten. Redford hat ein genaues Gefühl dafür, wie er den Kitsch, der hier natürlich bei jedem Pferdeschnauben droht, im Zaume halten kann. Dies ist ein Taschentuchfilm – keine Frage –, aber der Herzschmerz wird so geschickt, klug und geschmackvoll präsentiert, daß man/frau sich der feuchten Augen nicht zu schämen braucht. (hip) UT-Kino

Pleasantville USA 1998, R: Gary Ross, D: Tobey Maguire, Jefee Daniels, Joan Allen

„Pleasantville ist die idealtypische Heile-Welt-Kleinstadt aus einer amerikanischen TV-Familienserie der fünfziger Jahre, also vorbildlich adrett, zuckersüß, spießig. Und natürlich schwarz-weiß. Nun aber tragen zwei Teenager aus der Fremde den frischen Geist von Neugier, Aufbegehren und Sinnlichkeit in das keimfreie Idyll und o Wunder: In dem Maße, wie ihr Widerstand ansteckt, werden Menschen und Objekte farbig. Mit ebensoviel spielerischer Ironie wie tricktechnischer Finesse beginnt so das Regie-Erstlingswerk des geschätzten Drehbuchautors Gary Ross vergnüglich surreal zu glühen und zu blühen. Als Polit-Parabel, die den Sieg der Farbe über ein repressives Schwarz-Weiß-Weltbild wie einen Befreiungsakt feiert, übernimmt sich der Film ein wenig; als verspielte Farce jedoch bleibt er ein Glückstreffer.“ (Der Spiegel) Schauburg, CinemaxX, Wall-Kino (Ol)

Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler

„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Wall-Kino (Ol)

R

Rendezvous mit Joe Black USA 1998, R: Martin Best, D: Brad Pitt, Anthony Hopkins, Claire Forlani

„Ich hatte gemeine Gerüchte gehört, daß „Meet Joe Black“ fast drei Stunden lang sein würde. Die Gerüchte bewahrheiteten sich, aber seien wir gerecht: was zählt ist nicht, wie lang ein Film ist, sondern wie lang er einem vorkommt, und „Meet Joe Black“ wirkt überhaupt nicht wie ein drei Stunden-Film. Er scheint zehn Stunden zu dauern. Anthony Hopkins spielt einen Medienmagnaten mit Herz und Claire Forlani spielt seine Tochter, die mit einem Trottel in gutem Anzug verlobt ist. Sie hofft auf einen besseren Mann, und schon kommt er des Weges in der Form von Brad Bitt. Er hat das Pech, bald danach zu versterben; der Tod übernimmt dann Brads Körper und kommt, um des Magnaten Seele zu kassieren und die Tochter gleich noch mal zu gewinnen. Es gibt hier viele unbeantwortete Fragen (warum scheint etwa Pitts grimmiger Schnitter geistig zurückgeblieben zu sein?), von den Anfällen unfreiwilliger Komik ganz zu schweigen. Wie auch immer: zum Ende hin versinken alle heillos in Gefühlsduselei.“ (New Yorker) Filmstudio

S

Scheiß auf den Tod Frankreich 1990, R: Claire Denis, D: Isaach de Bankolé

„Zwei afrikanische Immigranten und ihre Probleme, in Frankreich Fuß zu fassen. (Kommunalkino) Kino 46

Der schmale Grat USA 1998, R: Terence Malick, D: Jim Caviezel, Sean Penn, Nick Nolte

„Ein Kriegsfilm wie bisher noch keiner. Terrence Malick kombiniert Action-Kampfszenen von der amerkanischen Invasion im Pazifik mit elegischen Rückblenden, in denen sich die Soldaten bessere Welten konstruieren. Dabei erzählt Malick, der hier mehrere Off-Stimmen einsetzt, von Sinnlosigkeit und Heldentaten zugleich. Ohne „entscheidende“ Episode geht die Schlacht weiter. „Der schmale Grat“ fragt nicht nach den Gründen für einen Krieg, auf den Amerika mit gutem Gewissen zurückblickt. Er handelt von Männern im Krieg, von unterschiedlichen Reaktionen und Ängsten. Von unvereinbaren Träumen und Erinnerungen, vom Blut auf leuchtend grünen Gräsern.“ (tip) CinemaxX

Schwarze Katze, Weißer Kater Deutschland 1998, R: Emir Kusturica, D: Bajram Severdzan

„Kann man auch aus dem Komödienstadel großes Kino machen? Bei Emir Kusturicas neuem Film fehlt scheinbar jeder politische Anspruch, jede tiefschürfende Aussage. Einen Spaß wollte er seinen Zuschauern, und wohl auch sich machen, und so ist in „Schwarze Katze, Weißer Kater“ alles auf die Lacher und die pittoresken Details ausgerichtet. Strenge Kritiker werfen ihm dies natürlich auch ganz schnell vor, aber warum soll Kusturica nicht mal mit all seinem filmischen Können und der Liebe zu grotesken Figuren, die ihn schon immer auszeichnete, einen Zigeunerschwank inszenieren? Natürlich blitzen da in fast jedem Mund die goldenen Zähne auf, und die Musikanten schrammeln ständig auf ihren Fiedeln herum, aber Kusturica treibt die Stereotypen des Zigeunerlebens so virtous auf die Spitze, daß dabei ein ganz eigener, bei allen Streitereien wunderschöner und vitaler Mikrokosmos entsteht. Und wer außer Kustirica hätte solch ein zugleich saukomisches und symbolisches Bild finden können wie das Schwein, daß an der Biegung einer Straße langsam ein Auto frißt – natürlich einen Trabant.“ (hip) City

Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell

„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die daniederliegende Hoggett Farm aufzutreiben. Wie sein erfolgreicher Vorläufer hat der Film übersättigte Kinderbuchfarben, aber der emotionale Grundton dieses Films ist schmerzhaft witzig, mit heftigen, zynischen und raffinierten Tupfern, die Kinder wohl eher verwirren werden. Der Regisseur, George Miller, drehte meistens von unten, aus der Perspektive der kleinen Tiere, und mit der Intensität von Zeichentrickfilmen.“ (New Yorker) UT-Kinocenter, CinemaxX, Lindenhof-Kino (Wildeshausen)

Secret Défense Frankreich 1997, R: Jacques Rivette, D: Sandrine Bonnaire, Jerzy Radziwilowicz / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Thriller, eine Rachegeschichte, ein Rivette-Film. Eine Frau greift zur Waffe, um düstere Familiengeheimnisse aufzudecken: Unfall oder Mord, Verbrechen oder Schicksal? Die Suche nach der Wahrheit und ein verhängnisvoller Schluß. Eine tragische Reise ohne Wiederkehr wird zum Beispiel für magisches Kino der 90er Jahre.“ (tip) Kino 46

Seite an Seite USA 1998, R: Chris Columbus, D: Julia Roberts, Susan Saradon

„Wie Julia Roberts und Susan Sarandon als unabhängiges Yuppie-Mädel und abgehalfterte Frust-Glucke aufeinander losgehen, mag Fans des hochkarätigen Schlagabtauschs unter Stars animieren, doch über Standardsituationen trivialster Art kommt der Film nicht hinaus. Die Krebserkrankung der Älteren etabliert Melodramatik pur, und Ed Harris als Kerl zwischen den Fronten wird vollends zur Nebensache, wenn Siegerin und Verliererin des Damen-Duells händchenhaltend unterm Weihnachtsbaum sitzen.“ (tip) UFA-Palast

Serial Lover Frankreich 1998, R: James Huth, D: Michelle Laroque, Albert Dupontel

„Zu Beginn glaubt man sich in einer Beziehungskomödie. Gleich drei Liebhaber hat die attraktive Claire am Vorabend ihres 35. Geburtstages zum Essen eingeladen mit dem Ziel, die Anzahl aufs monogame Normalmaß zu reduzieren. Wie sich bald zeigt, bietet Claires luxuriöses Maisonette-Appartment ungeahnte Möglichkeiten zufälliger Todesursachen. Innerhalb weniger Minuten kommen die Männer auf skurrile Weise ums Leben, und das Beziehungslustspiel mutiert in eine temporeiche, schwarze Komödie. Wie „Delicatessen“ von Caro/Jeunet lebt auch „Serial Lover“ von der überschäumenden makabren Phantasie und einem surrealen Flair, daß sich vor allem in der stilisierten und farbenprächtigen Ausstattung niederschlägt.“ (Bremer) Schauburg, CinemaxX, UT-Kino, Ziegelhof-Kino (Ol)

Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush

Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man0 eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. (hip) Schauburg, CinemaxX, Casablanca (Ol)

Die Siebtelbauern Österreich 1998, R: Stefan Ruzowitzky, D: Lars Rudolph, Simon Schwarz, Sophie Rois

„Es beginnt mit einem Mord. Der reiche Bauer liegt mit durchgeschnittener Kehle auf dem Hof. Die Mörderin sitzt und schweigt im Hühnerstahl, das blutige Messer noch in der Hand und ein dunkles Geheimnis in ihrem Herzen. Aus einer Laune heraus und sehr zum Verdruß der restlichen Bauernschaft hat der Verstorbene den Knechten und Mägden Haus und Hof vermacht. Ohne Zynismus zeigt der Film das langsame Erwachen aus der Dummheit und das Entstehen von Selbstbewußtsein. Die kollektivie Idylle blüht jedoch nur kurze Zeit. „Ein Knecht kann nie ein Bauer sein“ sagt der reichste Bauer im Ort. Das Pathos, mit dem der Kampf der Knechte und Mägde um Land und Gerechtigkeit inszeniert wird, ist sorgfältig dosiert und manchmal wirkt „Die Siebtelbauern“ auch wie ein Western made in Austria.“ (Der Bremer) Cinema

Sitcom Frankreich 1998, Francois Ozon, D: Evelyne Dandry, Francois Marthouret, Marina de Van

„Jean hat offenbar seine Familie erschossen. Rückblende, einige Monate zuvor: Ein scheinbar normales Familienleben, alles geht seinen gewohnten Gang. Bis Jean eines Tages eine Ratte mitbringt und Sohn Nicolas mit einer ersten Hiobsbotschaft bei gemeinsamen Abendessen herausrückt – er sei homosexuell. Für Mutter Hélène ein Schock, Jean nimmt es gelassen wie alles um ihn herum. Ozon hält das Brennglas gezielt auf den Mikrokosmos der Bourgeoisie und erlaubt sich hierbei, eine Ratte als kathartisches Moment einzusetzen. Ihm geling es dabei hervorragend, hinter den äußeren Bewegungsabläufen die innere Konstitution der Charaktere zu reflektieren, mittels subtil-grotesker Dialoge und durch absurde Situationskomik, die oftmals in Tragik umkippt. Ozons Film ist weit mehr mehr als eine bitterböse schwarze Komödie.“ (Kinofenster) Cinema, im Kino 46 Originalfassung mit Untertiteln

Der Soldat James Ryan USA 1998, R: Steven Spielberg, D: Tom Hanks, Matt Damon

„Steven Spielbergs sowohl nüchterner als auch großartiger Kriegsfilm gibt dem Genre Leidenschaft und Sinn zurück, und er tut dies mit solch einer sogartigen Kraft, daß er es ganz neu zu erfinden scheint, und dabei blendet er mit der Intensität seiner Imagination. Keine allgemein anerkannten Konventionen – dramaturgisch oder ideologisch – schwächen diese Leistung ab. Dieser Film sieht einfach so auf den Krieg wie noch keiner vor ihm. Obwohl die Erfahrungen, die er vermittelt, zermürbend sind, ist es der Film selbst nie.“ (The New York Times) City, Solitaire (Westerstede)

Stepmom USA 1998, R: Chris Columbus, D: Julia Roberts, Susan Saradon / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Seite an Seite“. Kurzverriß siehe dort. UFA-Palast

T

Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris

„Die Truman Show“ ist eine scharfsinnige und sehr komische Satire auf die Entwicklung der Medien, die Obsession eines Millionenpublikums mit Fernsehserien und ihre Gier nach immer mehr „reality“. (hip) Filmstudio

Y

Young Collection

Das Kurzfilmprogramm des Bremer Filmbüros Kino 46