Hauptstadtsicherheit anderswo: Auch Italien setzt auf Polizeidichte

Mit einem Polizisten auf 219 Einwohner gehört das Land zu den Spitzenreitern unter den demokatischen Staaten der Welt. Allerdings sind die Polizeien in zahlreiche Formationen aufgesplittet: die Staatspolizei, die Carabinieri, die Stadtpolizei, die Finanzpolizei (die nicht nur Steuervergehen prüft, sondern viele weitere Aufgaben wahrnimmt, etwa Personen- und Objektschutz, Kontrolle der Autozulassung und des Güterverkehrs auf der Straße) – zusammen bereits weit über 200.000 Beamte. Dazu kommen Provinzpolizei, Forstpolizei und zahlreiche andere, kleinere Körperschaften. Zudem gestattet Italiens Verfassung auch die Betrauung des Militärs mit polizeilichen Aufgaben, so etwa beim Objektschutz oder dem Kampf gegen Terrorismus und Mafia.

Zu normalen Zeiten weist die Hauptstadt Rom keine besonders erhöhte Polizeidichte auf – derzeit etwa ein Polizist auf 210 Einwohner; in Brennpunkten der organisierten Kriminalität wie Neapel, Palermo oder Kalabrien sind es bis zu eins zu 160. Das rührt daher, daß die Carabinieri (110.000 Mann), die formal zum Militär gehören (jedoch im Friedenszeiten dem Innenminister unterstellt sind), vorwiegend für den Einsatz auf dem Land bestimmt sind und dort ihre Kasernen haben. Sie werden jedoch zu besonderen Anlässen in die Hauptstadt beordert.

Bannmeilen gibt es, jedoch sind sie überaus winzig. Das hat jedoch weniger mit Liberalität zu tun als damit, daß es weder ums Parlament noch um den Sitz des Regierungschefs oder die Ministerien herum Plätze gibt, die groß genug für nennenswerte Menschenaufläufe sind. Die Studentenunruhen der 60er Jahre spielten sich in den großen Parks der Stadt ab, etwa im Valle Giulia nahe der Villa Borghese. Damals stand mitunter das Verhältnis von Polizisten zu Demonstraten eins zu eins. Werner Raith, Rom