■ Romano Prodi: Fahrradfahrer, Katholik und Krisenmanager für Härtefälle

Noch sind die Würfel zwar nicht gefallen, aber nicht nur in Italien sehen viele Romano Prodi (59) als geeigneten Nachfolger für Jacques Santer in Brüssel. Mit Krisenmanagement hat der Ökonom aus Bologna Erfahrung. Als italienischer Ministerpräsident schaffte er es in nur zwei Jahren, das „Modell Italien“ vom Inbegriff des Unsoliden zum Vorbild selbst für deutsche Hartgeld-Banker zu machen. Wie ausgerechnet der Chef einer Minderheitsregierung das Kunststück fertigbrachte, weiß so recht niemand. Kaum im Amt, verordnete er den Italienern eine Roßkur: Allein in einem Jahresetat wurden umgerechnet 65 Milliarden Mark gestrichen – und das zunächst sogar mit Zustimmung der Kommunisten, die ihn allerdings Ende 1998 in ähnlicher Situation stürzten. Prodi, der parteilose Senkrechtstarter, der erst 1995 in die Politik eingestiegen war, gilt als ruhiger Pragmatiker und wirkt auch persönlich unspektakulär. Studiert hat er an der renommierten „London School of Economics“, vor seinem Eintritt in die Politik arbeitete er als Ökonom an Hochschulen und an der Spitze des Staatskonzerns IRI. Der gläubige Katholik, der in seiner Freizeit Fahrrad fährt, hat weitere Pluspunkte aufzuweisen: Politisch läßt er sich weder dem Lager der Linken noch der Rechten eindeutig zuordnen. Zudem steht er über jedem Verdacht von Korruption und Vetternwirtschaft. dpa