Korallen sterben in allen Weltmeeren

■ Korallen sterben in erschreckendem Ausmaß. In einigen Riffen sind bis zu zwei Drittel der Tiere tot. Forschern gelang erstmals ihre Zucht

Berlin (taz) – Die gute Nachricht: Forschern des Australischen Instituts für Meereskunde (AIMS) ist es erstmals gelungen, Korallen zu züchten. Das berichtete der Wissenschaftler Andrew Heyward gestern. Die schlechte: Im vergangenen Jahr wurde das größte Korallensterben seit Beginn der systematischen Beobachtungen vor vierzig Jahren festgestellt. Laut einem Bericht des US-Außenministeriums sind in einigen Küsten am indischen Ozean bis zu 70 Prozent der Korallen abgestorben – vor allem vor den Küsten Kenias und der Malediven.

Aber auch aus Bahrain, Sri Lanka, Singapore und Tansania werden erhebliche Schäden gemeldet. Laut AIMS wurde dort ein „katastrophales Ausbleichen“ von 95 Prozent der Korallen und ein „massives Sterben“ beobachtet. Das Ausbleichen ist ein Zeichen für Krankheit. Auch wenn die Erhebungen vorläufig und teilweise geschätzt sind, so ist es doch Konsens unter den Meeresforschern, noch nie so große Schäden vorgefunden zu haben. „Korallenausbleichung wurde mindestens aus sechzig Ländern beobachtet“, schreibt das Ministerium. „Nur die zentrale Pazifik-Region scheint nicht betroffen zu sein.“

Nach US-Schätzungen sind inzwischen 58 Prozent der Korallen weltweit gefährdet. Vor allem Küstennutzung, Überfischung, Tourismus, Abwässer und Ölverschmutzungen bedrohen die Korallenriffe. Für die US-Forscher gibt es aber derzeit nur eine Erklärung für das Ausbleichen: der Treibhauseffekt. Nur so sei „eine solch starke gleichzeitige Korallen- Ausbleichung in so unterschiedlichen Riff-Regionen der Welt“ zu erklären. 1998 war das wärmste Jahr des Jahrhunderts.

Zwar können sich ausgeblichene und selbst teilweise abgestorbene Korallenbestände wieder erholen, doch das kann „selbst unter besten Bedingungen“ oft Jahrzehnte dauern, heißt es in dem Bericht. Daran wird auch der australische Zuchterfolg zunächst wenig ändern. Denn bisher gelang es den Meeresforschern bloß in kleinem Maßstab: Um eine handgroße Kultur zu züchten, sagt Heyward, brauche man drei bis vier Jahre.

Korallen sind kleine Tiere, die in Kolonien in Symbiose mit Algen leben. Diese versorgen die Korallen mit Nährstoffen und geben ihnen die bunte Farbe. Gemeinsam produzieren sie große Kalkskelette, die schließlich zu Riffen anwachsen. Wenn die Korallen durch Schadstoffe oder Hitze in Streß geraten, verlieren sie die Algen und damit ihre Farbe. So ausgeblichene Korallen sterben spätestens nach einem Monat. Korallenriffe sind sehr artenreich, bieten die Kinderstube für viele Fischarten und schützen die Küsten vor Flutwellen und Stürmen. M. Urbach