Lügner auf dem Wochenmarkt

■ Erster Hamburger Eiertest zeigt: Wo Freilandhaltung drauf steht, ist auch welche drin

Feine weiße Streifen ziehen sich über die im UV-Licht violett schimmernde Eierschale. Das dekorative Kratzmuster ist allerdings nicht das Werk eines von Ostern begeisterten Malers. „Solche Spuren entstehen, wenn ein frisch gelegtes Ei über den vergitterten Käfigboden einer Legebatterie rollt“, erklärt Kurt Schmidinger.

An die 800 Eier hat der Mitarbeiter der Hamburger Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ in den vergangenen drei Tagen zusammen mit seinen KollegInnen auf ihre Herkunft überprüft. Zuvor waren beim „ersten Hamburger Eier-Test“ zwei Einkaufteams durch Lebensmittelläden und über Wochenmärkte gezogen und hatten Stichproben der dort als Freilandeier oder als „Aus Bodenhaltung“ deklarierten Eier gekauft. Die TierschützerInnen wollten wissen, ob man den Angaben auf den Packungen trauen kann.

Das Ergebnis des Tests wird mancheN KonsumentIn verwundern: Die schwarzen Schafe der Eierbranche sind nicht die großen Supermärkte, sondern kleine Stände auf Wochenmärkten. Während alle Supermarktstichproben den UV-Test bestanden, sah es bei den Markteiern eher düster aus. Von den sieben Proben, die schriftlich als Freiland- oder Bodenhaltungseier ausgezeichnet waren, fielen zwei beim Test durch. Wurde die Freilandhaltung mündlich zugesichert, betrug die Durchfallquote sogar acht von neun Stichproben.

Schmidinger ist von diesem Ergebnis nicht sonderlich überrascht: „Der öffentliche Druck auf die Lebensmittelhändler hat sich in den vergangenen Jahren so verstärkt, daß der Anteil der Eier aus Käfighaltung in den Supermarktregalen seit 1997 von 50 auf unter 10 Prozent zurückgegangen ist. Die Top Ten der Lebensmittelhändler lassen ihre Eier mittlerweile in den Auslieferungszentralen per UV-Test überprüfen.“

So genau nimmt man es auf den Wochenmärkten noch nicht. „Wenn man die Händler dort fragt, woher die Eier kommen, hört man nie, daß es Eier aus Legebatterien sind“, erzählt Schmidinger. Trotzdem stammten fast alle entsprechenden Stichproben aus solchen Batterien. Wer eine Garantie für die Herkunft seiner Eier haben wolle, solle deswegen nicht auf mündliche Zusicherungen setzen, rät „Vier Pfoten“. Der sicherste Weg zu Eiern von glücklichen Hühnern sei es, auf die schriftliche Bezeichnung „Freilandhaltung“ auf der Packung zu achten.

Noch besser ist es natürlich, seine Eier direkt bei einem Bauern zu kaufen, bei dem man die Tiere frei herumlaufen sieht. Und wem auch das noch zu ungewiß ist, der geht ganz auf Nummer sicher und wird selbst zum Hühnerhalter.

Kristina Maroldt