Rechte gedenken der Revolution

■ Beim symbolischen Gedenken an die Revolution von 1848 traten auch rechte Gruppierungen auf. Die "Aktion 18. März" will sich nicht von den rechten Trittbrettfahrern irritieren lassen

Überraschenden Besuch erhielten die Initiatoren der „Aktion 18. März“, die gestern erneut den Platz vor dem Brandenburger Tor zum Gedenken an die Revolution von 1848 in „Platz des 18. März 1848“ umbenennen wollten. Unter die Initiatoren mischte sich ein buntes Grüppchen Alt- und Neu- Rechter um den ehemaligen RAF- Anwalt Horst Mahler.

Schon seit Tagen waren in Berlin Aufrufe zirkuliert, die ausgerechnet am 18. März am Brandenburger Tor ein Mao-Revival ankündigten. Ein „Shanghaier Kreis“ rief zur Demonstration auf und propagierte in Aufrufen die Kulturrevolution und die „Solidarität der Menschen und Völker für eine freie Welt“. Die Umbenennung des Platzes würde begrüßt, weil „die 1848er Revolution das Vorbild für eine sozialistisch-patriotische Bewegung im Geiste Rudi Dutschkes“ sei.

Was zunächst wie eine Politposse à la Schlingensief erschien, entpuppte sich als rechte Öffentlichkeitsaktion. TeilnehmerInnen waren alte Bekannte aus dem rechten Lager. Die Unabhängigen Ökologen, eine Rechtsabspaltung der rechtskonservativen ÖDP war ebenso vertreten wie der ehemalige RAF-Mitbegründer Horst Mahler, der in der letzten Zeit zum neuen Shooting-Star der Rechtsradikalen aufgestiegen ist. Erst am letzten Montag war Mahler mit etwa 40 GesinnungsgenossInnen, darunter NPD- und JN-Kadern, vom Bahnhof Friedrichstraße unter dem Motto: „Für unser Land“ zum Roten Rathaus marschiert.

Der „Shanghaier Kreis“ existiert seit 1995 und will eine Plattform für Ex-KommunistInnen, RepublikanerInnen und andere Rechte sein. Gemeinsamer Nenner ist der positive Bezug auf Volk und Nation. Getreu dem Mao- Spruch „Dem Volke dienen“ wollen die Shanghaier weder das deutsche Volk noch seine Geschichte verdammen. So will etwa der Hamburger Republikaner-Funktionär und Mitinitiator des „Shanghaier Kreises“, Heinz Böhmecke, der mit Mao-Button vor dem Brandenburger Tor auftrat, die Idealisten und Querdenker bei REP und NPD ansprechen.

Eine rot-braune Koalition nach dem Vorbild vieler osteuropäischer Staaten und besonders Rußlands wird auch in der ehemaligen DDR seit einigen Jahren propagiert. Schon 1992 gründete sich eine „Nationale Linke“, die in ihrem Gründungsaufruf betonte, „linke Politik nicht am Volk vorbei“ betreiben zu wollen. Hauptinitiator dieser Querfrontstrategie war in den letzten Jahren die antisemitische Zeitschrift Sleipnir.

Den 18. März haben die Rechten nun neu für ihre Aktionen entdeckt. Bisher haben zu der Umbenennungsaktion Persönlichkeiten aus dem liberalen und grünen Lager aufgerufen. „Wir lassen uns von den rechten Trittbrettfahrern nicht von unseren Zielen abbringen“, erklärte Jörn Jensen, bündnisgrüner Bürgermeister von Tiergarten und Mitorganisator der Bürgeraktion. Peter Nowak