Analyse
: Aus der Tiefe

■ Deutsche Bank verdreifacht Gewinn. Sechs Milliarden für Fusionen

Die Deutsche Bank zieht es in die Welt hinaus. Dafür braucht sie in diesem Jahr sechs Milliarden Mark, die sie über neu ausgegebene Aktien hereinbekommen will. Allein vier Milliarden Mark kostet die angestrebte Fusion mit der US-amerikanischen Bankers Trust. Zwei weitere Milliarden benötigt die größte Bank Deutschlands „für die fortschreitende Konsolidierung in Europa“, wie Vorstandschef Rolf Breuer bei der Vorlage der Bilanz 1998 gestern sagte.

Die Bilanz kann sich wieder einigermaßen sehen lassen. Immerhin konnte die Bank den Gewinn im vergangenen Jahr auf 3,376 Milliarden Mark verdreifachen. Die knappen 1,019 Milliarden Mark 1997 hatten die Bank gar nicht gut aussehen lassen. Zu dem starken Einbruch hatten damals die bröckelnden Märkte in Asien geführt. Denn nachdem die Wirtschaften der aufstrebenden Länder Asiens – Thailand, Philippinen, Malaysia, Indonesien und Südkorea – im Sommer 1997 zusammengebrochen waren, mußte die Deutsche Bank 1,4 Milliarden Mark als Risikovorsorge zurückstellen. Das drückte den Gewinn und vor allem die Aktienkurse. Zugute kam der Deutschen Bank, daß sie das Geld auf einen Schlag zurückgestellt hatte und es somit bislang bei einer einmaligen Belastung blieb. Im Jahr vor dem Ausbruch der Asienkrise hatte die Bank immerhin 40,4 Milliarden Mark als Kredit nach Asien vergeben, zehn Prozent aller Kredite.

Somit läßt das schwache Ergebnis von 1997 die Bank zumindest statistisch gesehen in diesem Jahr blendend dastehen. Wer tief fällt, kann um so höher steigen. Zu dem schönen Gewinn beigetragen haben insbesondere Provisionsgeschäfte – Einnahmen aus Aktiengeschäften, Beratungen und Fusionen. Auf 10,387 Milliarden Mark konnte die Bank ihren Gewinn aus dieser Sparte steigern (1997: 8,937 Milliarden Mark). Auch die Sonderausschüttung von 3,2 Milliarden Mark der Daimler-Benz AG nach deren Fusion mit Chrysler war eine einmalige Finanzspritze. So etwas könne man nicht jedes Jahr erwarten, sagte Breuer gestern. Von DaimlerChrysler sicherlich nicht, aber die Deutsche Bank hält an diversen Unternehmen fast jeder Branche Anteilspakete in erklecklicher Höhe. Da in allen diesen Branchen bereits Fusionen angekündigt sind oder in den nächsten Monaten erwartet werden, stehen der Deutschen Bank weitere Gewinne aus ihrem Besitzstand ins Haus.

Ab 2001 rechnet Breuer zudem mit jährlichen Einsparungen von 1,7 Milliarden Mark durch die Fusion mit Bankers Trust. 5.550 Mitarbeiter wird die Bank nach der Verflechtung entlassen, mit der Breuer in den nächsten drei Monaten rechnet. Und dann hat der mächtigste Bankier Deutschlands ja auch noch die zwei Milliarden Mark für weitere Zukäufe, die er mutmaßlich in Frankreich tätigen wird. Ulrike Fokken