Der schwarze Tod

Vor zehn Jahren strandete der Tanker „Exxon Valdez“ vor der pazifischen Küste Alaskas. Vierzigtausend Tonnen Rohöl liefen damals ins Meer. Tausende Seeotter, Wale und Seevögel erstickten. Nach dem größten Tankerunglück der Geschichte zahlte die Firma Exxon Milliarden Dollar an Schadensersatz, die Sicherheitsbestimmungen wurden verschärft und das Ökosystem mühsam gesäubert. Doch nach einem Jahrzehnt zeigt sich: Die Natur im Prinz-William-Sund hat sich vom Ölschock längst nicht erholt. Und über die Zuunft laskas bestimmt weiterhin die Ölindustrie  ■ Aus Anchorage Bernhard Pötter

Spiegelglatt liegt das Wasser in der einsamen Bucht. Dichter grüner Nadelwald, steiler Strand, dessen Steine auch noch im März dicke Schneehauben tragen. Im tiefblauen Himmel über der Insel ein Weißkopfadler. Am Horizont blinken schneebedeckte Berge und Gletscher.

Einsam und in Gummistiefeln balanciert Rick Steiner über die Felsen am Strand. Die Hände und Unterarme des Meeresbiologen sind schwarz. Er hockt sich nieder und dreht einen Stein von der Größe und Form eines Turnschuhs um. Die Unterseite ist mit dunkler Schmiere bedeckt, die kleinen Steine am Boden sind zu öligen Klumpen zusammengeklebt. „Die Ölpest hat nicht vor zehn Jahren stattgefunden“, sagt der Wissenschaftler von der Universität von Alaska in Anchorage und richtet sich auf. „Sie hat 1989 begonnen und dauert immer noch an.“

Die Bay of Isles auf Knight Island wäre eine ideale Kulisse für einen Reisekatalog. Doch unter den Steinen am Strand der einsamen Insel klebt wie an vielen anderen Stellen im Prinz-William-Sund die schwarze Masse, die nach Industrie riecht und das Erbe aus dem schwerwiegendsten Tankerunglück der Seefahrt vor einem Jahrzehnt ist. Das Öl der Exxon Valdez ist noch da. Am Strand, im Wasser und im öffentlichen Bewußtsein Alaskas.

Zumindest dort will es der Verursacher tilgen. Für Exxon, den zweitgrößten Ölkonzern der Welt aus dem texanischen Houston, ist das Ökosystem im Sund „gesund, robust und lebendig“, wie Konzernsprecher Ed Burwell sagt. „Die Natur und der Mensch haben zusammengearbeitet, um die Folgen des tragischen Unfalls zu beseitigen.“ Auch die Tierarten, die durch die Ölpest dezimiert und vergiftet wurden, seien „gesund, robust und lebendig, wie die meisten wissenschaftlichen Studien zeigen“.

Die meisten wissenschaftlichen Studien, die mit dreihundert Millionen Exxon-Dollars in den letzten zehn Jahren angefertigt wurden, kommen allerdings zu einem anderen Ergebnis. Der Treuhänderfonds, der die insgesamt neunhundert Millionen Dollar verteilt, die der Ölkonzern für die Restaurierung des Ökosystems zu zahlen hat, erstellt jährlich eine Bilanz. Sie zeigt, wie mühsam die Natur sich vom Ölschock erholt. Nur zwei der insgesamt 24 aufgelisteten Arten gelten als gesund: der Weißkopfadler und der Flußotter. Auf dem Weg der Besserung sieht der Treuhänderfonds unter anderem den Hering, die Lachsart Pink Salmon, Muscheln, die Seeotter und die Ökosysteme an den Stränden und am Meeresgrund. Kaum Chancen haben dagegen die Kormorane, Robben, die Harlekin-Ente, die Killerwale oder die Grylteiste, eine arktische Vogelart.

„Die Erholung des Ökosystems wird mindestens noch einmal zehn Jahre brauchen“, sagt Stan Senner, Chefbiologe des Treuhänderfonds. „Solange sich die Heringe nicht wirklich erholt haben, auf denen die Nahrungskette aufbaut, bleibt das gesamte Ökosystem instabil.“ Nicht alle sind so optimistisch: Von noch einmal zwanzig oder gar fünfzig Jahren gehen die Fischer am Sund aus. „Wenn ich zwischen den Inseln schwimme, habe ich hinterher einen leichten Plastikfilm auf der Haut“, sagt Frank Foode aus Cordova. Seine Kollegen erzählen von warmen Tagen, an denen plötzlich ihr Boot in einer Öllache schwimmt. „Da lichtest du die Anker und machst, daß du wegkommst“, sagen sie. „Denn wenn die Küstenwache dich da sieht, kriegst du glatt ein Bußgeld für das Einleiten von Öl.“

Das Bußgeld, das Exxon aufgebrummt bekam, hat der Staat Alaska vor allem für Landkauf und Forschung ausgegeben. Was haben die vierzigtausend Tonnen Öl dem ursprünglichen Ökosystem im Prinz- William-Sund angetan? „Wir wissen jetzt, daß Öl auch noch nach zehn Jahren im Wasser giftig ist“, sagt Senner. „Und wir wissen, daß wir die Schlacht verloren haben, sobald das Öl die Strände erreicht, weil es keine Chance gibt, das Zeug von da zu entfernen.“ Für seinen Kollegen Steiner ist „die Haupterkenntnis, daß Wasser und Öl, Wildnis und Ölindustrie, einfach nicht zusammenpassen. Aber das wußten wir auch schon vor der Ölpest.“

Im Hafen des Fischerdorfs Cordova herrscht geschäftiges Treiben. Nicht bei den Fischerbooten – die liegen dick verschneit an der Mole. In ihrem Windschatten aber tummeln sich etwa fünfzig Seeotter, lassen sich mit gefalteten Händen auf den Wellen schaukeln und putzen sich. Oben auf der Mole sitzt ein beeindruckend großer Weißkopfadler und starrt dem Besucher in die Augen, ehe er sich mit langsamem Flügelschlag zu seinen Artgenossen davonmacht, die über dem Hafen kreisen. Cordova, das ist wie St. Moritz mit Fischerhafen: Gleich hinter den Anlegern erheben sich mächtige verschneite Berge bis auf über zweitausend Meter, dort kann skilaufen, wer nicht aufs Meer hinausfährt. Doch das tun immer weniger Menschen in Cordova, denn hinter der schönen Fassade verbirgt sich eine sterbende Stadt. Das Öl hat die Fischbestände und damit die Fischerfamilien ruiniert. Häuser stehen zum Verkauf, und wenn die Kinder die High School hinter sich haben, ziehen sie weg. „Am Tag vor der Ölpest war meine Fischlizenz für Lachs im Sund 320.000 Dollar wert. Mein Boot hatte einen Wert von 400.000 Dollar“, sagt Bob Maxwell. Das sollte die Investition für die Rente werden. „Heute bekomme ich für die Lizenz 30.000 Dollar, das Boot mußten wir irgendwann für 200.000 Dollar abgeben.“ Die Maxwells leben jetzt von der Sozialhilfe.

Bei einer Bürgerversammlung in Cordova, wo 2.500 Menschen leben, fließen Tränen. Wut und Enttäuschung. „Nach dem Unfall kam dieser Exxon-Sprecher hierher“, erinnert sich Linden O'Tool. „Er sagte: Ihr habt Glück, daß ihr Exxon habt, denn wir werden für alle Schäden aufkommen.“ Doch außer einer Entschädigung für 1989 und der extrem gut bezahlten Arbeit bei den Aufräumarbeiten haben die Fischer kein Geld gesehen. Exxon hat die Gerichtsentscheidung angefochten, nach der das Unternehmen den etwa dreißigtausend Klägern insgesamt weitere fünf Milliarden Dollar Bußgeld zu zahlen hat. Von dem Geld, das auf einem Treuhandkonto liegt, kassiert Exxon inzwischen Zinsen.

Die Geldnot hat einen Teil der Fischer ohne Fisch zu einem Deal veranlaßt, den sie inzwischen bereuen. Für etwa vierhundert Millionen Dollar haben die Ureinwohner knapp dreihunderttausend Hektar Land an den Treuhänderfonds verkauft, der so die Rückzugsgebiete für Seevögel und Lachse sichern will – auf einer Fläche so groß wie Berlin, Bremen und das Saarland. Doch für die Ureinwohner, denen das Land erst 1971 offiziell zugestanden wurde, bedeutete der Verkauf ihres Landes der Verkauf ihrer Wurzeln. „Natürlich war es eine demokratische Entscheidung“, sagt Fischer Frank Foode. „Obwohl es falsch war, habe ich mit ja gestimmt, weil ich das Geld so dringend brauchte. Meine Gläubiger haben mir praktisch das Gewehr an den Kopf gehalten.“

Seit der Ölkatastrophe hat sich das Leben am Sund verändert. „Mit der Ölpest kam eine ungeheure Verunsicherung in unsere Gemeinschaften. Die Eltern waren den ganzen Tag fort, das Öl zu bekämpfen, aber die Alten konnten den Kindern nicht beibringen, welche Tiere wir seit Jahrhunderten gefangen und gegessen haben, weil wir nicht wußten, wie verseucht sie waren“, sagt Patty Brown-Schwalenberg von der Ureinwohnerorganisation Chugach Regional Resources Commission. Die Rate von Gewalt, Selbstmorden und Alkoholmißbrauch in den Dörfern, ohnehin in Alaska die höchste in den USA, stieg dramatisch an.

Für Brown-Schwalenberg zeigt der Umgang mit den Ureinwohnern die alten Muster der Bevormundung. „Im Treuhänderfonds sitzt kein Ureinwohner. Wenn wir Geld für ein Forschungsprogramm haben wollen, müssen wir nach den Maßstäben der Universität unsere Projekte vorstellen, dabei verfügen wir oft über traditionelles und nicht über akademisches Wissen.“ Auch das viele Geld, das durch die Landkäufe in die Gemeinschaften komme, richte viel Schaden an. „Die Leute verschenken es, verbrauchen es schnell und benutzen es nicht als Vorsorge.“ Für Brown-Schwalenberg ist es ein Schlag ins Gesicht der Ureinwohner, daß der Fonds „dieses Land überhaupt von uns kaufen will, um es zu konservieren. Wir waren die Hüter dieses Landes für Jahrhunderte und haben es nie über Gebühr beansprucht. Die Ölpest aber war eine Sache der Weißen.“

„Haben Sie Alkohol bei sich?“, fragt eindringlich die Pressesprecherin von Alyeska, der Betreiberfirma der Alaska-Pipeline, den Journalisten vor einem Besuch im Ölhafen Valdez. Auf Nüchternheit am Ölhahn legt die Gesellschaft allergrößten Wert – zumindest seit den Geschichten über den betrunkenen Kapitän der Exxon Valdez, Joseph Hazelwood. Eingeklemmt zwischen den gletscherbedeckten Chugach Mountains liegt Valdez als nördlichster eisfreier Hafen der USA am Ende der Alaska-Pipeline. In dem kleinen Ort mit dem großen Verladepier, an dem zwei Supertanker Platz finden, zeigen die Naturgewalten immer mal wieder ihre Macht. 1964 zerstörte ein gewaltiges Erdbeben den gesamten Ort, der an anderer Stelle neu errichtet wurde. Weil der Wind wie in einem Kanal in die Bucht pfeift, wird häufig der Flughafen geschlossen. Und mitten in der Hafenausfahrt bedroht ein Riff die Öltanker.

„Die Tankerroute heute ist wesentlich sicherer als noch vor zehn Jahren“, beruhigt Greg Jones. Er ist bei Alyeska zuständig für das Sicherheitsprogramm Servs, das nach der Havarie der Exxon Valdez ausgearbeitet wurde. Heute begleiten zwei Schlepper jeden Öltanker aus dem Hafen durch den Prinz-William-Sund, die Küstenwache behält die Schiffe im Auge. Für sechzig Millionen Dollar jährlich hat Alyeska die Tankersicherheit aufgerüstet, dreihundert Mitarbeiter drillen sich und die Fischer im Sund mit regelmäßigen Übungen für den nächsten Notfall, schwimmende Ölsperren und Ölabsauger stehen in Position. Doch immer wieder bekommt die Fassade von Verläßlichkeit, für die Alyeska mit bunten Werbespots im Fernsehen wirbt, Risse. Bei einer unangemeldeten Übung im Januar fand die staatliche Umweltbehörde, daß die Arbeiter von Alyeska nicht schnell genug waren und nicht wußten, was zu tun sei. „Wir können eine zweite Ölpest nie ganz ausschließen“, gibt Greg Jones denn auch zu. „Aber wir haben sie wesentlich unwahrscheinlicher gemacht und alle Gesetze eingehalten. Das hatten wir übrigens bei der Exxon Valdez auch.“

Damit trifft Jones den wunden Punkt von John Bauer. Bauer ist beim Department of Environmental Conservation (DEC), der Umweltbehörde Alaskas, zuständig für Tankersicherheit. Und ist voll des Lobes über die Anstrengungen, die die Ölindustrie im „Jahrzehnt der Veränderung“ unternommen hat, schließlich hat das DEC auch durch plötzliche Finanzhilfen und stärkeren politischen Rückhalt profitiert. „Vor 1989 wären wir mit unseren Vorschlägen aus dem Raum gelacht worden“, meint Bauer. Dann gibt er zu, daß man die Erfolgsbilanz der Industrie von 1999 auch rückwärts lesen kann: als Eingeständnis, daß die Behörden 1989 der Ölindustrie völlig freie Hand gelassen hatten. „Wir waren nicht gut damals“, sagt John Bauer und blickt verlegen.

Doch die Umweltbehörde ist nur das schwächste Glied in einem Geflecht von Politik und Industrie, das sich dem „Development“, der rücksichtslosen Ausbeutung der Rohstoffreserven Alaskas, verschrieben hat und von dem alle profitieren. Die direkten Einkommen aus dem Geschäft mit Öl und Gas machen mit jährlich zwei Milliarden Mark etwa achtzig Prozent des Staatshaushalts von Alaska aus. Der Staat wiederum verzichtet auf höhere Steuern oder schärfere Regulierungen, um nicht seinen wichtigsten Geldgeber zu verprellen – und nach einem Unfall wie dem der Exxon Valdez wird mit Ölgeldern aufgeräumt. Kritik von staatlichen Stellen oder dem Treuhänderfonds an der Ölpolitik gibt es nicht. Im Griff haben die Gesetzgeber die Industrie ohnehin nicht mehr, schreibt der Journalist und Pulitzerpreisträger John Strohmeyer in seinem Buch „Extreme Conditions“: „Zum Ende der achtziger Jahre hatte die Ölindustrie alles unter Kontrolle.“ Auch die Bürger, viele von ihnen bei der Ölindustrie beschäftigt, profitieren von der engen Liaison zwischen Politik und Industrie. Einmalig für die USA verzichtet Alaska darauf, von seinen Bürgern Einkommenssteuer zu erheben. Im Gegenteil zahlt es von den Gewinnen aus dem Ölgeschäft jedem Bürger pro Jahr eine Dividende – 1998 knapp 1.500 Dollar. Und das, obwohl das Leben in Alaska nicht teurer ist als etwa in Washington D.C. Nach einer Studie des Ökonomen Richard Feinberg haben am Öl aus der Alaska-Pipeline alle Beteiligten im großen Stil verdient: Seit 1977 sind mit den täglich zweihunderttausend Tonnen Öl 113 Milliarden Dollar netto in die Taschen der Ölindustrie geflossen. Der Staat Alaska verdiente 84 Milliarden Dollar, die Bundesregierung 61 Milliarden.

Wir sind kein Staat, sondern eine Rohstoffkolonie“, rückt Jim Sykes von der Umweltorganisation Oil Watch Alaska, Kandidat der Grünen Partei für die Gouverneurswahlen 1995 (sein Ergebnis: 4,4 Prozent), die hergebrachte Vorstellung vom stolzen „frontier state“ gerade, der seinen Wohlstand auf den Reichtum und der Schönheit seiner Natur gründet. „Die Investitionen und die Kontrolle darüber kommen von außerhalb, und die Profite fließen nach außerhalb.“ Sykes fordert, die Regierung müsse endlich Ernst machen mit den Sicherheitsbestimmungen für die Ölindustrie. „Auch zehn Jahre nach der Exxon Valdez fahren die meisten Tanker mit einem einfachen Boden durch den Prinz-William-Sund.“ Zwar wurden 1990 auf Druck der USA auch die internationalen Richtlinien für die Tankersicherheit verschärft, doch gestehen sie ein Auslaufen der alten Flotte bis zum Jahr 2015 zu. Von den 28 Schiffen, die Valdez anlaufen, haben nur drei eine Doppelhaut, sechs weitere immerhin einen verstärkten Boden. Neunzehn Tanker sind jeweils nur 25 Millimeter Stahl von der nächsten Ölkatastrophe entfernt. „Wir haben die gleiche Flotte wie vor zehn Jahren, nur eben zehn Jahre älter und schwächer“, sagt Sykes.

Obwohl es nur sechshunderttausend Einwohner hat, beeinflußt Alaska entscheidend die Energiepolitik der USA. Der republikanische Senator Ted Stevens leitet den mächtigen Haushaltsausschuß, während seine Parteifreunde Frank Murkowski und Don Young in den Ausschüssen für Energie und natürliche Ressourcen mit Argusaugen die Gesetzgebung in Energiefragen beobachten. Mit Erfolg: Die USA verbrauchten 1997 nach einer Untersuchung der deutschen Exxon- Tochter Esso 923 Millionen Tonnen Öl, zehn Prozent mehr als noch 1990. Um den Energiehunger der weltgrößten Industrienation zu sättigen, drängen Politik und Wirtschaft Alaskas auf die Öffnung weiterer Ölreserven im menschenleeren Norden. Im Frühjahr 1999 kommt ein Teil der „National Petroleum Reserve“ unter den Hammer; besonders die Ölfirma BP drängt darauf, im Eismeer vor der Küste Öl fördern zu können.

Für Dan Ritzman von Greenpeace Alaska ist das eine Horrorvorstellung: „Die Bundesregierung selbst geht davon aus, daß dann die Wahrscheinlichkeit für eine Ölpest im Eismeer bei über neunzig Prozent liegt.“ Ein solcher Unfall sei aber unter den Bedingungen der Arktis möglicherweise wochenlang nicht zu entdecken und monatelang nicht zu bekämpfen. Insgesamt, sagt Ritzman, müsse mit der Abhängigkeit vom Öl Schluß sein, die nach einer Studie des US National Research Council die Ozeane jährlich mit 3,7 Millionen Tonnen Öl belastet. „Mit der Ausbeutung der jetzt bestehenden Reserven und ihrer Verbrennung haben wir außerdem ein massives Klimaproblem“, sagt Ritzman. Er hofft, daß der momentan extrem niedrige Preis von zehn Dollar pro Tonne Öl die sehr teuren Erkundungen im hohen Norden unrentabel macht.

Zunächst aber fürchten Umweltschützer um die Sicherheit der Alaska-Pipeline. Denn das 1.300 Kilometer lange Stahlrohr von Nord nach Süd wurde 1977 in Betrieb genommen – mit einer projektierten Lebensdauer von zwanzig Jahren. Doch auch eine weitere Tankerhavarie im Prinz-William-Sund will niemand ausschließen. Für den Meeresbiolgen Steiner ist nur die Frage, „wann das passiert – und ob wir dann soviel Glück haben, daß es einer der wenigen Tanker mit Doppelhülle sein wird.“

Sollte es wieder ein Exxon-Tanker sein, wird die Welt diesmal allerdings nicht am Namen erkennen, wer für das Schiff verantwortlich ist. Der Konzern hat aus dem Imageschaden von 1989 gelernt und vorgebeugt.

Die Supertanker mit dem Öl der Firma an Bord hießen dann nicht mehr „Exxon Valdez“, sondern „SeaRiver Valdez“.

Bernhard Pötter, 33, lebt in Berlin. Der Umweltredakteur arbeitet seit 1993 bei der taz