Saufen, Schmausen, Schlagabtausch

■ Bei „Le Bal Moderne“ vereinen sich die Laster des Menschen zum Tanzspaß

„Wange, Nacken, Kippe, Rauch, Glas, holen, kipp, ab“. Was hier unweigerlich Erinnerungen an den Primatenimitator Tarzan heraufbeschwört, ist der Abzählreim der Choreographie Alcohol von Jochen Roller. Der Moderator Arthur Castro gibt sich redlich Mühe, die Bewegungsabläufe der beiden TänzerInnen für das Publikum greifbar zu machen: An der schmierigen Theke einer Bar kippen sich eine Frau und ein Mann in der verzweifelten Hoffnung auf Kontaktaufnahme beständig einen hinter die Binde. Das Resultat: „Zwei, ich, du, übel.“

Diese Choreographie ist eine von dreien, die das Publikum beim diesjährigen Bal Moderne erlernen kann. Jeweils zwei Choreographien laufen parallel, so daß man bei allen Tänzen mehrmals zusehen und mitmachen kann.

O Desejo von Angela Guerreiro versetzt das Publikum durch eine einschmeichelnde Melodie im Rumbatakt in genießerische Stimmung. Ihre Choreographie beschreibt zu lasziven Klängen das hingebungsvolle Verspeisen köstlichster Gerichte einer überbordenden Tafel. Die Stimme Guerreiros hat etwas Magisches an sich und lullt die Zuhörer – wie einst die Schlange Kaa im Dschungelbuch mit ihrem spiralenwerfenden Blick – förmlich ein. Ganz wie „beautiful Fiona“ und „gorgeous Nik“ auf der Bühne, vollführt auch das Publikum zum Sprechgesang der hochschwangeren Portugiesin geschmeidige Wellenbewegungen. Nach der imaginären Mahlzeit wischen sich alle geräuschvoll das Bratfett vom Gesicht, denn „without the noise it's no work.“

Bei Jan Puschs Twisty Scuffle erhärtet sich einmal mehr der Verdacht, daß der King of Rock'n'Roll nicht unterzukriegen ist: In Elvis-the-Pelvis-Manier kommt es zum flotten Handgemenge. Nur von der geplanten rauschenden Ballnacht, die sich an die Premiere anschließen sollte, war nicht viel zu spüren: Um 23 Uhr zog ein einsames Pärchen mit perfekt einstudierter Foxtrottkür seine Runden unter den Kronleuchtern, deren Versuch, mit dem hektischen Strobolicht der Großraumdiscos mitzuhalten, plötzlich trostlos anmutete. Liv Heidbüchel

wieder am 25., 26. und 27., 19.30 Uhr, k1 + k2