40 Stunden Arbeit

■ Gruner+Jahr will in Itzehoer Druckerei 400 Jobs killen, der Rest soll mehr arbeiten

Es gab Zeiten, da galt der Verlag Gruner + Jahr als sozial, doch die scheinen vorbei. Obwohl das Unternehmen erst vor zwei Monaten für seine Itzehoer Großdruckerei einen Haustarif abgeschlossen hat, will der Verlag nun innerhalb der nächsten vier Jahre rund 400 Stellen abbauen. Das bestätigte gestern Unternehmenssprecher Peter Caspar Hamel. Der Stellenabbau soll über Vorruhestandsregelungen erfolgen. Der Unternehmensleitung steht nun am Sonntag eine „heiße Betriebsversammlung“ bevor, prophezeit die IG Medien. Die Gewerkschaft erwartet, daß an dem Treffen etwa 1000 Drucker teilnehmen.

Obwohl die größte Druckerei Europas im vorigen Jahr 200 Millionen Mark Gewinn an Gruner + Jahr abführte, will die Geschäftsführung nur dann 170 Millionen Mark investieren, wenn die Belegschaft Abstriche akzeptiert. So soll die Wochenarbeitszeit von 35 auf 40 Stunden angehoben werden – und zwar ohne Lohnausgleich. Betriebliche Erschwerniszuschläge sollen gestrichen werden, an den Druckmaschinen sollen künftig weniger Hilfs- und Fachkräfte arbeiten, als es der Tarifvertrag vorschreibt.

„Rechtlich ist der Fall klar, die Tarifverträge sind unterschrieben“, mahnt IG-Medien-Chef Günther Metzinger. Nach Auffassung der IG Medien ist die Geschäftsleitung daher gut beraten, ihre Pläne zurückzuziehen. Denn um eine arbeitsrechtliche Niederlage wegen Tarifvertragsbruch zu vermeiden, bliebe dem Verlag nur die Kündigung des frisch abgeschlossenen Haustarifvertrags zum Juni. Dem sieht Metzinger gelassen entgegen. Denn automatisch würde auch die Friedenspflicht enden, die Drucker könnten streiken und das Erscheinen von Stern oder Geo verhindern.

Magda Schneider