Bequem sitzen, kontrolliert schwitzen

■ Tuning & Styling (1): Kleine Dinge für die lange Tour. Wer sich mit dem Rad auf die Reise macht, muß längst nicht mehr leiden. Im Gegenteil: Ausrüstung und Zubehör werden immer komfortabler. Und in die Radtaschen paßt mehr, als man denkt. Aber muß wirklich alles mit?

Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Reiselust wecken, holen viele nicht sofort das Bike aus dem Keller, sondern erst mal den Katalog hervor und blättern nach neustem Zubehör. Da lächeln einem dann wohlgeformte Menschen in knackigen Radhosen an.

Vielleicht gibt es zwischen der eigenen Figur und den Katalogmodels gewisse Unterschiede, doch eine Radhose tut jedem Hintern gut, der längere Zeit auf einem Fahrradsattel sitzt. Das macht das Sitzleder, eingearbeitet ohne drückende Nähte. Heute ist es zumeist aus Kunstleder und läßt sich gut waschen. Eine Radhose trägt man direkt auf der Haut. Im übrigen verhindert sie, daß kein Wind in die Hosenbeine geblasen wird, und beim Schwitzen leitet sie die Feuchtigkeit schnell ab.

Das gleiche sollte auch fürs Trikot gelten. Baumwolle ist hier fehl am Platz. Ein naßgeschwitztes Hemd am Rücken im kalten Windschatten tut selten gut. Wer nicht so aussehen möchte wie Jan Ullrich, findet auch dezentere und weiter geschnittene Shirts und Shorts aus Mischgewebe. Auch diese Shorts gibt es mit Sitzledereinsatz.

Radfahrschuhe sparen Kraft, denn die Kraft der Beine kommt direkter aufs Pedal, weil die steifere Sohle das „Durchbiegen“ der Füße verhindert. Trotzdem kann man mit ihnen noch gut laufen. Es gibt sie sogar als Sandalen! Die meisten sind vorgerüstet für SPD- Pedale (Shimano Pedaling Dynamics). Mit diesen ,Klickpedalen‘ läßt sich noch gleichmäßiger und runder strampeln, man sollte aber vor der großen Tour das an sich kinderleichte Ausklinken kurz üben.

Auch Fahrradhandschuhe, die mit den abgeschnittenen Fingerlingen, sind nicht overdressed, sondern dämpfen Fahrbahnstöße am Lenker und verhindern das Abrutschen bei schwitzigen Händen.

Gegen Sonne schützt – auch der Helm. Helme sind mittlerweile so gut belüftet, daß der Kopf unter ihnen kühler bleibt als unter einer Sonnenkappe. Nur sitzen muß er halt, dann schützt er auch besser bei einem Sturz. Deshalb am besten mehrere Modelle ausprobieren.

Läuft der Schweiß, sagt der Fahrradcomputer, warum. Er informiert über gefahrene Kilometer, Tageskilometer und die Durchschnittsgeschwindigkeit, er zeigt auch die Fahrzeit (ohne Pausen) und die Uhrzeit an (Modelle von Sigma Sport, VDO, Ciclomaster ab 30 Mark).

Und wie wird das Reisegepäck transportiert? Am besten in speziellen Radtaschen. Sind diese einzeln anzuhängen, lassen sie sich auch im Alltag nutzen. Eine Verriegelung der Haken ist heute Standard. Die vorderen Seiten der hinteren Taschen sollten abgeschrägt sein, um den Fersen genug Spielraum zu lassen. Sind sie wasserdicht verschweißt, lassen sie absolut nichts durch, verhindern aber auch, daß die Feuchtigkeit nach draußen abgeleitet wird – etwa die eines nassen Handtuchs. Ortlieb ist zwar nicht mehr der einzige Hersteller, aber der Name steht für diese Art von Taschen. Seine festere und schwerere Qualität enthält noch PVC, die leichtere ist frei davon. Ökologisch korrekt sind die gewachsten Baumwolltaschen von Carradice. Ebenfalls wasserdicht, dazu edel, stabil und praktisch sind die Velo-Case-Koffer aus Aluminium.

Reichen die hinteren Taschen nicht aus, gibt es für vorne noch kleinere. Die werden am Low-rider befestigt, der auf halber Höhe an der Gabel sitzt und aufgrund seines niedrigen Schwerpunktes das Lenkverhalten nicht so stark beeinflußt wie die Vorderradträger alter Prägung, die weiter oben sitzen.

Fazit: Es gibt so manches, was die Fahrradreise angenehmer macht. Doch was man sich und seinem Fahrrad gönnt, hängt nicht nur von der Länge der Tour ab, sondern sicherlich auch von Mentalität und Moneten.

Peter Barzel