■ Soundcheck
: Laddio Bolocko

Gehört: Laddio Bolocko. Irre. Sie nennen es Rock, aber davon ist am Sonntag im gepackten Molotow nur der Umstand geblieben, daß vier Typen unter Hochdruck frontal ins Publikum spielen. Laddio Bolocko sind Jazz, und das bis in ihre geschundenen Knochen. Sie greifen sich jene Elemente aus dem Genre, die sich für einen anständigen Budenzauber gebrauchen lassen. Der Saxophonist etwa schiebt sich wie Roland Kirk unterschiedliche Kannen zugleich in unterschiedliche Körperöffnungen – das sieht nicht nur gut aus, sondern führt auch zu einem enormen Klangvolumen.

Der zwanghafte Beat, den Laddio Bolocko an diesem Abend langsam, aber unnachgiebig entwickeln, erinnert ans legendäre Art Ensemble Of Chicago; die atonalen Zerfaserungen an Ornette Coleman. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen ist die Improvisation bei den New Yorkern keine Frage des Chic, sondern eine der Notwendigkeit. Und obwohl sie ohne Worte zu Werke gehen, ist ihre Kunst kaum abstrakt. Im Gegenteil, sie vermittelt ein umfassendes Konzept von Schmerz – nicht nur weil sich der Bassist im Stile einer S/M-Spielerei Paketband übers Maul geklebt hat. Die Musik von Laddio Bolocko zuckt. Der Trommler spielt sich dabei locker über Schmerzgrenzen hinweg. Am Schluß kann es keine Zugabe geben, und am Bühnenrand steht eine Bahre. cbu