Euro-Kommissar Ede

Geheimcoup: Ex-Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus soll den Filz in Brüssel beenden  ■ Von Heike Haarhoff

Das Rätselraten ist beendet. Der neue deutsche Mann in Brüssel soll nach taz-Informationen Erhard Rittershaus heißen. Der 67jährige (Spitzname: „Ede“), der sich als Hamburger Wirtschaftssenator (1993 - 1997) im diplomatischen Umgang mit Untergebenen Meriten erwarb, solle „sein politisches Comeback“ feiern dürfen, hieß es aus Bonner Kreisen.

Kanzler Schröder selbst hält sich zwar noch bedeckt („Personalfragen können nur erfolgreich gelöst werden, wenn man gelernt hat zu schweigen“), doch hinter vorgehaltener Hand wird Rittershaus bereits als derjenige gehandelt, dessen Amt ihm wie auf den Leib zugeschnitten ist: EU-Kommissar Ede.

„Ede ist zweifellos ein Mann der Neuen Mitte“, heißt es bewundernd. Parteilos, stets gutgelaunt und sogar mit einem Professorentitel vor dem Namen, wenn auch nur ehrenhalber. Als ehemaliges Vorstandsmitglied eines Zigarettenkonzerns ein Wirtschaftsexperte zudem. Einer, der nach eigenen Angaben „immer das Gespräch mit allen sucht“, bevor er Entscheidungen trifft. Die SPD soll ihn deswegen sogar als Berater für den einsamen grünen Umweltminister Trittin empfohlen haben.

Der Wiederherstellung der Transparenz, die der Brüsseler Kommission abhanden kam, kann er nur guttun. Trat er doch einst für die Statt Partei unter diesem Motto an. Doch Rittershaus ziert sich – noch. Als „absoluten Unsinn“ dementierte er im Gespräch mit der taz „diese Gerüchte“. Warum? Liegt es an seiner Gattin? Die sagt: „Wenn er nach Brüssel geht, dann muß er sich eine andere Frau suchen.“

Er selbst räumt ein: „Brüssel ist eine sehr schöne Stadt.“ Er kennt sie von zahlreichen Dienstreisen. „Ich war als Senator Mitglied im Rat der Regionen in Brüssel.“ Warum stellt er sein Licht so unter den Scheffel? „Natürlich brauchen die in Brüssel wirtschaftspolitisch erfahrene Leute.“ Leute wie ihn: Wegen seiner Fachkompetenz „kriege ich noch heute fast wöchentlich Anrufe von Ratsuchenden“.

Wie kann er da Brüssel seine Hilfe verweigern? Rittershaus windet sich. „Korruptions- und Bestechungsfälle, wie es sie dort gegeben hat, das sind Dinge, die mir völlig suspekt und fremd sind.“ Es scheint klar: Er will nicht. Als Vorstandsvorsitzender der thüringischen „Stiftung für Technologie und Innovationsförderung“, zu dem er nach seinem Ausscheiden aus dem Senat avanciert ist, habe er schon eine „anspruchsvolle Tätigkeit“.

In das Bemühen, Rittershaus doch noch für Brüssel zu gewinnen, hat sich nun selbst die Hamburger GAL eingemischt. Als EU-Kommissar, fordert der grüne Wirtschaftsexperte Grube, müsse Rit-tershaus sich unbedingt für eine „Steuerbefreiung für die vor Hamburg lagernde Geisterflotte einsetzen, die wegen zu geringer Elbtiefe nicht in den Hafen reinkommt“.