„Ich bin nicht der einzige“

■ Der Kartenhändler Axel Prigge hat viele Karten für das deutsche Pokalendspiel in Berlin zwischen Werder Bremen und Bayern München gekauft. Jetzt verteidigt er sich

Axel Prigge findet das gemein: „Ich bin doch nicht der einzige, der hier Karten aufkauft“, so wandte er sich am Montag noch abends an die taz. Warum er, Prigge, von den Werder-Fans nun zum Sündenbock gemacht wird, will er eigentlich nicht einsehen.

Damit dreht sich das Karussell von Anschuldigungen und Beschwichtigung rund um den Verkauf der Eintrittskarten zum DFB-Pokal-Endspiel jetzt noch einmal weiter. Schon am Sonntag hatten die Klagen der Fans begonnen: Beim Verkauf der rund 17.000 Endspielkarten für das Werder-Spiel gegen Bayern München sei einiges nicht ganz koscher gelaufen. Eigentlich nämlich seien die Karten für die Dauerkartenbesitzer reserviert gewesen, die sich auf ihre Stammkarte die Tickets kaufen konnten.

Schon nach kurzer Zeit aber, so die Klage, seien die Klappen an mehreren Kassenhäuschen wieder dicht gewesen, weil Schwarzhändler Hunderte der begehrten Tickets frühzeitig abgezogen hätten. Woher diese die dafür nötigen Stammkarten haben, wußte am Montag ein Werder-Fan zu erzählen: „Die haben sie den Dauerkartenbesitzern beim letzten Bundesligaspiel abgekauft.“ Werder-Geschäftsführer Barkhausen hingegen sprach gestern von „weniger als fünfzig“ Karten, die an einzelne weggegangen seien.

Axel Prigge löste nun gestern gegenüber der taz das Rätsel. Er habe die Szenerie rund ums Weserstadion sehr genau beobachtet, so der Tickethändler, der seine Leute vor den Kartenhäuschen plaziert hatte. Keiner habe mehr als fünfzig Karten gekauft, aber es habe neben ihm ja noch einige andere Händler gegeben, die ebenfalls mit Strohmännern gearbeitet hätten. Da würde eben einiges zusammenkommen. Warum Werder jedoch nach einer halben Stunde die Läden einiger Kassenhäuschen geschlossen habe – um sie später wieder zu öffnen – das könne er sich auch nicht erklären.

Sein zusammengekauftes Kartenkontingent verkauft Prigge nun mit einem Aufschlag noch einmal – einschließlich Busfahrt nach Berlin für rund 170 Mark.

„Illegal ist das nicht“, verteidigt er sich, „gucken Sie doch mal in den Weserkurier von Montag“ – da verlange einer seiner Kollegen sogar schon insgesamt 280 Mark für die gefragten Karten auf den billigen Plätzen.

ritz