Das Portrait
: Diplomatentochter mit Stallgeruch

■ Marion Uhrig

Nach langem Hin und Her hat die SPD eine neue Parteisprecherin. Am Montag einigte sich das Präsidium auf Marion Uhrig, noch stellvertretende Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Ihr Vorgänger Michael Donnermeyer ist nach der Bundestagswahl dem ehemaligen Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering ins Verkehrsministerium gefolgt. Seitdem gab es nur kommissarische Sprecher.

Die Liste der Bewerberinnen um das Amt war lang. Zuletzt versuchte Bundesgeschäftsführer Ottmar Schreiner die Sprecherin des niedersächsischen Sozialministeriums, Andrea Weinert, zu gewinnen. Nach dem Rücktritt von Oskar Lafontaine lehnte sie in der vergangenen Woche ab. Vorher galt es als sicher, daß die Journalistin Dörte Caspary den Posten übernimmt. Kurz vor der Entscheidung flog ihre IM- Tätigkeit bei der Stasi auf, Caspary zog ihre Bewerbung zurück.

Die Diplomatentochter Marion Uhrig stammt aus einer traditionell sozialdemokratischen Familie. 1957 in Bonn geboren, wuchs sie in Hongkong und Finnland auf. 1975 kehrte sie nach Deutschland zurück. Im Bundespresseamt arbeitete sie als Fremdsprachenassistentin. Den damaligen Bundeskanzler der sozialliberalen Koalition, Helmut Schmidt, hat sie bewundert.

Nach der politischen Wende 1982 hielt sie es nicht lange im Bundespresseamt. Sie ließ sich 1986 beurlauben – unter den Christdemokraten mochte sie nicht weiterarbeiten.

Danach startete sie ihre journalistische Karriere: Marion Uhrig war am Aufbau der Rundfunknachrichtenagentur „Rufa“ beteiligt, hat für verschiedene Hörfunk- und Fernsehsender frei gearbeitet und ist bei Sat.1 gelandet. Dort war sie ein Jahr lang Redakteurin der Sendung „Talk im Turm“ mit Erich Böhme. Nach einer Stippvisite bei Pro7 als Bonner Korrespondentin holte sie der damalige SPD-Chef Rudolf Scharping in die Pressestelle der Bundestagsfraktion.

Ottmar Schreiner schlug sie Ende der letzten Woche dem designierten Parteichef und Bundeskanzler Gerhard Schröder vor. Das Votum des Präsidiums fiel einstimmig aus. Ihre Aufgabe sieht sie klar umrissen. Sie werde die Politik des Parteichefs Schröder der Öffentlichkeit vermitteln. Für die Politik des Bundeskanzlers Schröder sei Regierungssprecher Uwe- Karsten Heye zuständig. Thorsten Denkler