Analyse
: Pech für Autofahrer

■ Opec-Minister einigen sich auf Senkung der Ölfördermengen

Geht es nach den Ministern des einstmals mächtigsten Kartells der Welt, der Opec, müssen die Tankstellen in zwei Wochen ihre Preisschilder auswechseln. Nach einem dramatischen Ölpreisverfall in den letzten Jahren – Öl war Anfang dieses Jahres so billig wie vor einem Vierteljahrhundert – soll der Preis jetzt wieder steigen. Auf dem gestrigen Opec-Gipfel in Wien wurde beschlossen, die tägliche Fördermenge aller Opec-Staaten um 1,7 Millionen Barrel (ein Barrel gleich 159 Liter) zu senken. Gleichzeitig haben die nicht in der Opec organisierten Ölförderländer Norwegen, Mexiko und Oman angekündigt, ihre Produktion um täglich 286.000 Barrel zu reduzieren, und selbst das marode Rußland hat zugesagt, seine Förderung um 100.000 Barrel täglich zu senken.

Bereits die Ankündigung dieser konzertierten Aktion hat den Ölpreis seit Februar wieder steigen lassen: von 9,5 Dollar pro Barrel auf rund 13,5 Dollar. Ziel der Ölförderländer ist ein Preis von 18 bis 20 Dollar. Zu ihren besten Zeiten schaffte es das Kartell, den Ölpreis auf 30 Dollar pro Barrel hochzutreiben. Mittlerweile kontrolliert das Kartell aber nur noch rund 50 Prozent des weltweiten Ölmarktes.

Gerade wegen des ehemals hohen Ölpreises sind weltweit soviel neue Quellen erschlossen worden, daß jetzt erhebliche Überkapazitäten da sind. Als dann die asiatischen Märkte einbrachen, fiel der Ölpreis in den Keller. Daß zunächst jedes Ölförderland den Preisverfall durch Steigerung der eigenen Produktion auszugleichen versuchte, verschärfte den Preisverfall noch. Erste Versuche der Opec, das Öl zu verknappen, scheiterten, weil sich einige Mitgliedsländer wie Venezuela und Nigeria nicht an die Absprachen hielten und auch die Ölförderländer außerhalb der OPEC nicht mitmachten.

Bei einem Preis von unter zehn Dollar war aber bei allen Förderländern das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Wende brachte die saudische Regierung. Die Haushaltsplanung Saudi-Arabiens basiert auf einem Ölpreis von mindestens 13,5 Dollar pro Barrel. Der Ölschleuderpreis riß deshalb tiefe Löcher in ihr Budget, eines der reichsten Länder der Welt mußte über eine Verschuldung im Ausland diskutieren. Erstmals drängen die Saudis deshalb jetzt ernsthaft darauf, die Überkapazitäten zu senken. Um zu gewährleisten, daß sich alle OPEC-Länder an die Absprachen halten, ist ein neuen Kontrollgremium eingerichtet worden, dem alle Mitglieder Zugang zu ihren Daten gewähren.

Obwohl nun kurzfristig der Ölpreis erst einmal wieder steigen wird, ist doch fraglich, ob das mittelfristig so bleibt. In den bisherigen Rechnungen ist zum einen der Irak nicht enthalten, dessen Öl früher oder später wieder auf den Weltmarkt fließen wird, und das kaspische Öl, dessen Ausbeutung im großen Stil in Arbeit ist. Jürgen Gottschlich