Jugend ohne Herberge

Zwei ehemals arbeitslose Frauen eröffnen an der Sternschanze Hamburgs erstes Hostel für RucksacktouristInnen  ■ Von Stefanie Heim

Reisende mit kleinem Budget, die sich kein Hotel leisten können, müssen künftig in Hamburg nicht mehr in quietschenden Jugendherbergs-Betten übernachten. Im Schanzenviertel öffnet Anfang April das erste „Sleep-in“ für RucksacktouristInnen. Für je 29 Mark pro Nacht stehen 45 Schlafgelegenheiten zur Verfügung, verteilt auf Dreier- bis Zehnerzimmer.

Sieben Jahren lang standen die Räume über der „Bar Rossi“ an der Max-Brauer-Allee/Ecke Schulterblatt leer. Jedesmal, wenn Susanne Bringezu daran vorbeifuhr, sah sie in Gedanken ihr Hostel dort entstehen. Schließlich hatte die studierte Sinologin allzuoft selbst in ähnlichen Einrichungen geschlafen – auf Hawaii, in Neuseeland oder Australien. In der nächsten Zeit wird die 33jährige wohl kaum noch zum Reisen kommen: Sie ist eine der beiden Geschäftsführerinnen von „Instant Sleep“. Inspiriert von der Eröffnung mehrerer Backpacker-Hostels in Berlin, überzeugte die ehemals Arbeitslose ihre Freundin Carolina Kuhlmann, ein ähnliches Projekt in Angriff zu nehmen.

Das Konzept der beiden Frauen überzeugte die GLS Gemeinschaftsbank, ein Non-Profit-Geldinstitut, das Kredite an soziale Projekte vergibt. Die Kosten für Brandschutzmaßnahmen übernahm die Stadtentwicklungsbehörde. Sie stellte 100.000 Mark zur Verfügung.

Was das Budget nicht hergab, glichen die OrganisatorInnen durch eigene Arbeit aus. „Wir haben viel selbst gemacht, am Wochenende haben wir mit 20 Freunden gestrichen“, erzählt der Berliner Innenarchitekt Heiko Rahmstorf. Er hat die Einrichtung des Hostels zusammengestellt. Sein Konzept ist minimalistisch modern, weit und breit keine Spur von ausrangierten Sofas oder Furnierschränken auf der 500 Quadratmeter-Etage. Lediglich farbige Bettgestelle mit Matratzen stehen in den Zimmern.

Der Service bei „Instant Sleep“ beschränkt sich auf die Herausgabe von Zimmerschlüsseln und Bettwäsche. Wer warm essen oder frühstücken will, muß in der Gemeinschaftsküche kochen oder sich außer Haus verpflegen. „Gastronomisch bietet das Schanzenviertel ja genug“, findet Carolina Kuhlmann. Im Hostel gibt es zudem eine Waschmaschine, einen Trockner und ein Fahrraddepot. Einige Betten haben Überlänge; ein Trakt ist speziell für Frauen reserviert. Für Gemütlichkeit sorgen ein großer Balkon und ein Gemeinschaftsraum. Dort können für fünf Mark pro halbe Stunde auch E-Mails empfangen und gesendet werden. Im Bücherregal stehen derzeit lediglich einige Lonely-Planet-Reiseführer – aber bald schon, hoffen Bringezu und Kuhlmann, werden hier Rucksackreisende ihre ausgelesenen Bücher mit dem Lesestoff anderer tauschen.

43 18 23 10, oder im Internet unter www.instantsleep.de