Lang lebe Ned Devine

GB 1998, Regie: Kirk Jones; mit Ian Bannen, David Kelly, Fionnula Flanagan u.a.; 91 Min.

Irische Trinksprüche sind die schönsten. Dieser zum Beispiel: „Auf daß du stets glücklich bist wie ein Lachs – von starker Strömung getragen, den Bauch immer voll und die Lippen immer naß“. Das ist auch das Motto der Geschichte um den toten Ned Devine, der trotzdem lange leben soll. Ned Devine hat in der Lotterie 6,8 Mio. Pfund gewonnen und die Freude darüber hat ihn glatt umgehauen. Jetzt fault der Glückspilz in seinem Haus dahin und der Mann von der Lotto-Gesellschaft ist mit einem Scheck unterwegs. Die beiden 70jährigen Beutegeier Jackie O Shea und sein bester Freund Michael setzen alles daran um den Gewinn einzusacken. Vorsicht ist geboten. Denn wie sagt der Dichter: „Wenn wir unser Vermögen beherrschen, werden wir reich und frei sein, beherrscht jedoch unser Vermögen uns, sind wir wahrlich arm“. (Edmund Burke). Doch zunächst muß Ned Devine wieder auferstehen. Das sorgt auch im Dorf für Leben, für heitere Turbulenzen und schrullige Situationskomik Verglichen damit bleibt ein Seitenarm des Plots, eine dörfliche Love Story, belanglos und verzichtbar. Auch wenn anfänglich kaltes Kalkül im Spiel ist, ist dieser in touristisch verführerischem Cinemascope gedrehte Film passend zum irischen Ambiente von ausgesuchter Wärme und Herzlichkeit. Ein idealer Auftakt für ein paar Runde Weltweit versucht man sie zu kultivieren, aber richtig blüht sie derzeit nur im britischen Kino – die Komödie mit kleinem Budget, aber großer Wirkung. Aus der schmalen Prämisse eines riesigen Lottogewinns, der ein verschlafenes irisches Kaff erstamls richtig träumen ließe, wenn nur der Gewinner seinen Triumpf überlebt hätte, hat Kirk Jones ein charmantes Kinovergnügen entwickelt, das sich schon in den USA als Volltreffer erwies. Sollte auch hier klappen. Schließlich kommen auch wieder nackte Männer vor.

Aber im Unterschied zu „Ganz oder gar nicht“ ist Textilfreiheit hier nicht Ziel und Schlußpunkt aller Bemühungen, sondern ein schrulliges Randereignis, das von situationsabhängiger Notwendigkeit bestimmt wird. Trotzdem toll: Zwei rüstige 70jährige, brausen nackt auf einem Motorrrad durch die traumhafte, aber kaum tropisch warme Nacht ihres Städtchens Tulaigh Morth.Schöner Film. Ein ehrlicher, warmherziger Blick auf das Leben, kauzige Typen und eine orginelle Geschichte, ganz im Geiste von „Local Hero“.

Cinema Paris, International, Neues Off, Olympia am Zoo (OmU)