Grüne Mischung fürs Parlament

■  Für die Landesliste der Grünen liegen 65 Kandidaturen vor. Die Hälfte der Kandidaten hat noch keinem Parlament angehört. Mitgliedervollversammlung nominiert im Mai

Für die Landesliste der Bündnisgrünen zur Abgeordnetenhauswahl im Herbst haben bis zum gestrigen Stichtag 65 KandidatInnen ihre Bewerbung eingereicht. Die Grünen werden ihre Landesliste bei einer Mitgliedervollversammlung am 7./8. und 9. Mai aufstellen. Dabei ist die Frage der Spitzenkandidatur noch offen – AnwärterInnen sind die beiden grünen Fraktionschefinnen Renate Künast und Michaele Schreyer. Sie reichten demonstrativ ein gemeinsames Foto ein, auf dem sie beide lachen – ein Signal, daß sie sich nicht überwerfen werden – egal welche das Rennen macht.

Von der derzeit dreißigköpfigen Fraktion bewerben sich bis auf Riza Baran, Judith Demba, Arnold Krause und Anselm Lange alle Abgeordneten erneut für einen Listenplatz. Doch höchstens die Hälfte hat eine Chance, wieder ins Parlament einzuziehen. Denn aufgrund der Parlamentsverkleinerung können die Grünen – ein Wahlergebnis von 13 Prozent vorausgesetzt – mit etwa 20 sicheren Plätzen rechnen. Da jeder dritte Listenplatz laut Satzung an einen Parlamentsneuling geht, ist die Konkurrenz groß.

Die Hälfte der BewerberInnen hat noch nie einem Parlament angehört, ein Großteil verfügt aber über langjährige Erfahrung als Bezirksverordnete. Dazu zählen die Zehlendorfer Fraktionsvorsitzende Camilla Werner, Reingard Jäkl (Schöneberg), Frank Bertermann (Mitte) und Jürgen Karwelat (Wilmersdorf) sowie Almuth Tharan und Andreas Otto aus Prenzlauer Berg, der Treptower Fraktionschef Harald Moritz sowie Mario Gartner aus Hohenschönhausen. BVV-Erfahrung haben auch die drei Migranten, die sich erstmals für ein Mandat bewerben: Özcan Mutlu aus Kreuzberg, Victor Dzidzonou und Keywan Daddjou (beide Tiergarten). Zu den jüngeren BewerberInnen – zwölf sind jünger als 35 Jahre – zählt der Mitbegründer der Grünen Jugend, Jens Augner (28). Der jüngste Bewerber ist der 22jährige Student Jens Wutzke aus Neukölln.

Ein Drittel der BewerberInnen kommt aus dem Ostteil der Stadt, darunter der Mitbegründer der Ostgrünen, Carlo Jordan, das Friedrichshainer „Urgestein der Ostgrünen“, Bernadette Kern, sowie Wolfgang Lehmann , der bereits Anfang der 90er Jahre als Nachrücker von Bündnis 90 dem Abgeordnetenhaus angehörte.

Rundfunkratmitglied Jochen Esser bewirbt sich um ein Mandat, ebenso die früheren Landesvorstandsmitglieder Lisa Paus und Michael Martens. Als einziger Kandidat aus der grünennahen Kulturszene kandidiert der Geschäftsführer des Pfefferbergs, Heinrich B. Pieper. Mit der Steglitzer Kulturamtschefin Sabine Weißler bewirbt sich eine weitere Kulturfachfrau. Der Schwulenbereich der Grünen hat den 32jährigen Richter Bernhard Weinschütz nominiert.

Die bisher eingegangenen Bewerbungen werden als Broschüre veröffentlicht, die Mitte April erscheinen wird. Weitere Kandidaturen sind bis zur Mitgliedervollversammlung im Mai möglich. Dorothee Winden